Bali – von Faszination und Enttäuschung
Wenn du nach Bali kommst, bist du vielleicht auch fasziniert und enttäuscht zugleich – so wie wir (#Bali).
Hier möchten wir euch erzählen, welche schönen und welche schlechten Dinge wir auf dieser Insel gesehen haben…
Wir waren “Bali-Neulinge” und sehr neugierig, was uns hier erwartet. Zwei Monate Indonesien auf den Inseln weiter östlich lagen schon hinter uns. Nun waren wir mächtig gespannt, was anders ist bei Land und Leuten.
Unsere Fahrrad-Route führte uns fast um die gesamte Insel.
Wir hatten also ausreichend Gelegenheit uns umzuschauen.
Fangen wir mit den schönen Dingen an, die uns an Bali fasziniert haben …
Bali ist etwas Besonderes
Die Balinesen pflegen ihre Besonderheit, die hinduistische Kultur. Das kann man nicht nur sehen, sondern an jeder Ecke riechen. Der exotische Duft von Räucherstäbchen ist so allgegenwärtig wie die kleinen dekorativen Opfergaben und Blumengestecke.
Die Eingangstore der normalen Wohnhäuser sehen oft aus wie Portale zu alten Tempeln. Hier wird viel Wert auf Details gelegt. Wir fühlten uns sofort in eine andere, märchenhafte Welt versetzt. Darin liegt wohl die Magie dieser Insel.
Bei unserer Ankunft bereitete sich Bali gerade auf ein besonderes Fest vor, das Galungan-Fest (#Galungan). Dieses 3-tägige Fest ist im Stellenwert etwa mit unserem Weihnachten zu vergleichen. So hatten es uns Einheimische voller Stolz beschrieben. Es wird schon im Vorfeld überall eifrig dekoriert. Die Straßenzüge sind eine Pracht.
An den Feiertagen kleiden sich die Balinesen besonders festlich und besuchen sich gegenseitig. Diese drei jungen Damen sind wahrscheinlich mit ihrer Garderobe sehr zufrieden.
Die Feierlichkeiten finden allerdings in den Tempeln oder im Kreise der Familie statt, kaum zugänglich für andere Besucher.
So konnten wir nur einen flüchtigen Eindruck bekommen, wie dieses Fest begangen wird.
Wir haben lediglich herumziehende Gruppen von Jugendlichen auf der Straße getroffen. Versteckt unter einem riesigen Drachenkostüm und von Trommlern begleitet versuchten sie lautstark, ihre Spendenbeutel zu füllen. Natürlich haben wir auch etwas hinein getan.
Bali ist in aller Munde
Die Mund-zu-Mund-Werbung für die tropische Insel Bali funktioniert. Hier muss kein Reiseanbieter mühsam Touristen ansprechen und diese um gute Empfehlungen in deren Heimatländern bitten. Bali-Fans gibt es zum Beispiel reichlich in Europa, besonders bei lausigem Wetter. Wer träumt dann nicht von dieser tropischen Insel, mit der Garantie auf schönes Wetter? Bali hat einfach alles: Strand und Meer, grüne Reis-Terassen, hohe Berge, alte Kultur, touristische Infrastruktur.
Mehrere Freunde hatten uns im Vorfeld unserer Tour geraten, diese Insel auf jeden Fall zu besuchen.
Auf der östlicheren Insel Flores hingegen läuft es ganz anders. Dort steckt der Tourismus vielerorts noch in den Kinderschuhen. Einzelne Reiseunternehmer wollten darum mit uns mehrfach ins Geschäft kommen. Wir sollten den Part der Kundenwerbung in Deutschland übernehmen. Einer dieser Unternehmer hatte innerhalb einer halben Stunde sogar einen Buisness-Plan dafür entwickelt, so schnell konnten wir gar nicht gucken. (#Tour de Flores radeln auf eigene Faust)
Bali ist sauberer als anderswo
Auf Bali ist es sauberer als auf den anderen tropischen Inseln gen Osten. (#Potect Flores Against Plastic Pollution)
Zwar sind wir auch hier am Straßenrand auf Müllberge gestoßen, aber das war weit ab vom Schuss und eher die Ausnahme. In der Umgebung von touristischen Attraktionen haben wir wenig Abfall gesehen. In Ubud ist uns zum ersten Mal eine geregelte Müllabfuhr aufgefallen (#Ubud). Die Einwohner haben all ihren Abfall in Säcken gesammelt und zu bestimmten Zeiten an den Straßenrand gestellt. Keine Müllverbrennung am Straßenrand, kein Rauch und beißender Gestank. Für deutsche Verhältnisse ist es eine Selbstverständlichkeit, für Asien leider nicht.
Bali ist recht wohlhabend
Den Leuten scheint es auf Bali besser zu gehen als auf Lombok, Sumbawa oder Flores. Das waren unsere Eindrücke vom berühmten Blick über den Gartenzaun beim Radeln. Den höheren Wohlstand haben wir festgemacht an den schönen Häusern, den vielen modernen Autos und der Vielfalt an Speisen in den Straßenrestaurants. Die Einheimischen profitieren scheinbar auch von den Einnahmen aus dem Tourismus. Das gibt einem als Besucher ein gutes Gefühl.
Trotz der vielen schönen Beobachtungen haben uns einige Dinge sehr enttäuscht…
Bali ist gestresst
Der Stress mit den Touristen hat Spuren im balinesischen Gemüt hinterlassen. Aus unserer Sicht folgen zu viele Urlauber dem guten Ruf von Bali, mehr als seine Einwohner verkraften können.
Während unserer Reise durch die indonesische Inselwelt war uns noch kein Einheimischer begegnet, der von Ausländern genervt war. Im Gegenteil! Die Freude der Leute war übergroß und ehrlich darüber, ein paar Worte mit uns Touristen zu wechseln. Herzliche Kontakte gehörten zum Alltag auf unserer Tour. (#Sumbawa. Die Insel überrascht und bebt)
Hier auf Bali war es anders. Die Einheimischen haben deutlich weniger gelacht. Sie schienen oft verbissen und abweisend. Das wären wir vielleicht auch, wenn unser Umfeld ständig von Heerscharen fremder Leute bevölkert wird?
Auf den Touren über Land haben wir deshalb besonders laut und freudig unser “Selamat Pagi” oder “Selamat Siang” gerufen. Oft hatten wir dann den Eindruck, die Leute erwachen überrascht aus einer Art Trance. Das Lächeln tauchte wieder auf und sie winkten plötzlich fröhlich zurück.
Hier noch ein andere Beispiel:
In Ubud standen wir mit unseren Fahrrädern zufällig vor einer schmalen Hauseinfahrt. Genau in diesem Moment wollte ein Balinese mit dem Moped dort hinein und hupte total ungeduldig. Eddy hatte gerade an seiner Packtasche zu tun, musste aber an der befahrenen Straße alles offen baumeln lassen, um schnell genug aus dem Weg zu springen. Der Fahrer war sehr erbost. Und das Ulkige war, er kam gleich wieder herausgefahren…
In Bali ist man kaum allein
Wer die Robinson-Abgeschiedenheit auf Bali erwartet, wird wahrscheinlich eine Enttäuschung erleben. Die einsamen Stellen sind schwer zu finden. Wo es schön ist, sind auch gleich viele andere Urlauber da. Wir waren jedenfalls von den Massen an Touristen schockiert. Das soll zumindest für die Hauptsaison von Juli bis Mitte September typisch sein.
Auf der Nachbarinsel Lombok trafen wir mehrere Urlauber, die gerade genervt dem Massentourismus auf Bali entflohen sind. “Schöne Insel, aber im Moment nicht auszuhalten” – das war deren Kurzbeschreibung. (#Kuta Lombok – Eintauchen in Indonesien)
Bali’s Straßen sind dicht
Auf Bali’s Hauptstraßen ist es unheimlich laut, stickig und voll. Man kann gar nicht beschreiben, was davon am schlimmsten ist. Es ist also das krasse Gegenteil zu den nicht weit entfernten Gili-Inseln, wo es gar keine Abgasfahrzeuge gibt (#Gili Inseln-Flair-Romantik-Party-pur) .
Wir als Radfahrer waren allem Lärm und Qualm in geballter Form ausgesetzt. So viel Verkehr konnten wir uns vorher für eine Urlaubsinsel gar nicht vorstellen. Es sind einfach zu viele Fahrzeuge unterwegs. Fast jeder Einwohner (abgesehen von kleinen Kindern) fährt Moped oder Motorrad. Dazu kommen noch Tausende von Scooter hinzu, mit denen all die Touristen unterwegs sind.
Welchem Lärm man ausgesetzt ist merkt man erst richtig, wenn man doch mal auf einen ruhigen Feldweg flüchten kann. Irgendwas ist dann anders, so erlösend. Es dauert eine Weile, bis der Verstand realisiert, was fehlt – der Krach.
Warum sind wir nicht nur auf Feldwegen oder Gassen gefahren? Das geht leider nicht, wenn man sich die Geographie von Bali anschaut. Tiefe Schluchten und Flüsse durchziehen die Insel von Nord nach Süd. Entweder radelt man dauernd ganz tief nach unten und mühsam wieder hinauf oder man wählt eben eine der Hauptstraßen, die zu einer größeren Brücke führt. Für unsere Rundreise haben wir dann oft die zweite Variante gewählt. Wir wollten auch voran kommen…
Unser Resümee
Es ist sicher nicht einfach, das perfekte Maß für eine touristische Entwicklung zu finden. Die Gegenden, die keine Touristen haben, wünschen sie sehnlichst herbei. Die Gegenden mit großem Besucherstrom würden ihn wahrscheinlich gern beschränken.
Wir sind neugierig, was unsere Freunde empfinden werden, deren Bali-Erlebnisse schon ein paar Jahre zurück liegen. Ob ihnen die Insel beim Wiederkommen immer noch so gut gefällt wie vor 20 Jahren?
Bali ist für uns eine interessante Erfahrung gewesen. Allerdings waren für uns die Enttäuschungen größer als die Faszination. Wir müssen nicht unbedingt noch einmal Bali besuchen. Dafür bietet Indonesien viele andere reizvolle Alternativen.
Für andere Urlauber überwiegt sicher die Faszination und sie kommen immer wieder nach Bali. Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden.
#Bali #Galungan #Indonesien #Denpasar #Ubud #PuraTirtaEmbul #TirtaGangga #Agung #ReisterassenBali
12 Gedanken zu “Bali – Faszination und Enttäuschung”
danke für die kritischen Bemerkungen im Bericht. Wir wollen demnächst nach Bali und Lombok und ich bin schon völlig genervt von den oberflächlichen Lobhudeleien auf all den modernen Reiseblogs.
Hallo ihr abgaslosen Verkehrsteilnehmer,
ja die Asiaten wollen auch teilhaben am schnellen technischen Fortschritt und nicht mehr mühsam radeln. ;o)
Wieder ein toller und interessanter Bericht, nur die versteckten Geheimtipps sind auf Bali wohl nicht mehr zu finden, schade eigentlich.
Ihr habt euch ja die nördliche Strecke ausgesucht, da gibt es noch weniger Touristen als im Süden.
Habt ihr absolut richtig gemacht, mit den weniger touristischen Inseln zu beginnen. So könnt ihr euch langsam Stück für Stück wieder der westlichen Zivilisation nähern.
Aber bis dahin vergeht glücklicherweise noch viel Zeit die ihr genießen könnt.
Freue mich schon auf die nächsten Berichte, die gerne auch mal länger auf sich warten lassen können……..
liebe Grüße aus dem herbstlichen Berlin
Silvana
Liebe Silvana,
uups, da ist uns dein Kommentar irgendwie durchgerutscht. Deshalb melden wir uns jetzt erst, mindestens dreitausend Kilometer entfernt von Bali.
Mittlerweile haben wir erlebt, es geht noch viel schlimmer als auf Bali mit den Abgasen, der Lautstärke, den Massen an Mopeds usw., so z.B. auf der Nachbarinsel Java. Wahnsinn! Hoffentlich kommen wir bald dazu, das mal ausführlich zu beschreiben. Aber Java ist ja auch keine typische Urlauberinsel mit Strandfeeling und so. Da leben wohl die meisten Menschen pro Quadratmeter auf der Welt. Und die sind ständig irgendwohin unterwegs. In soweit haben wir auf Java damit gerechnet. Keine Ahnung, ob uns nun Bali wie eine Ruhe-Oase vorkäme, würden wir im Nachgang noch einmal vorbeischauen.
Die größte Enttäuschung war jedoch für uns der wenige Kontakt mit den Balinesen. Vielleicht ergeht es dir da besser, wenn du mal wieder auf der Insel vorbeischaust? Die Landschaft ist bestimmt noch so traumhaft, wie du sie in Erinnerung hast.
Wir sind jetzt auf der Suche nach anderen traumhaften Orten in Thailand, wo du dich auch ganz gut auskennst. Mal sehen, was uns auf dem Weg vom tiefsten Süden Richtung Norden alles so über den Weg läuft und welche unverhofften Bekanntschaften wir machen.
Liebe Grüße
von Ute & Eddy
Hallo ihr Lieben, heute mal wieder ein paar Zeilen von uns. Eure Beiträge sind wie immer sehr interressant. Bei den Bildern und Berichten ist man direkt dabei, einfach schön. Bei uns hat der Herbst Einzug gehalten, die Blätter fallen von den Bäumen und wir warten auf den ersten Schnee. Wir wünschen euch weiterhin eine schöne erlebnisreiche Tour. Wir sind gespannt auf die nächsten Bilder. Bis dahin bleibt Gesund und viele liebe Grüße Petra und Thomas!!!!!!!!!!!!!
Hallo ihr Winter-Fans,
Mit Schnee müssen wir hier zu 99,9% nicht rechnen, dafür ab jetzt täglich mit Regen und Gewitter. Wollt ihr tauschen? Trotz Regenzeit konnten wir uns die letzten 2 Wochen immer an den Tropfen vorbei mogeln. Da hat immer jemand dafür gesorgt, dass wir rechtzeitig ein Restaurant oder eine Unterkunft erreichen. Oder wir haben einfach länger geschlafen und bei unserem Aufbruch war der Morgenguss schon durch.
Wir halten weiter Augen, Ohren, Nasen auf, auf der Suche nach neuen Erlebnissen und Bildern – egal wie das Wetter auch ist. Und dann brauchen wir nur wieder etwas Zeit, um alles aufzuschreiben.
Hoffentlich schaffen wir den nächsten Blog bald. Seid schon mal hübsch neugierig.
Liebe Grüße zurück von Ute & Eddy
Hallo, Ihr beiden Natur verbundenen Weltenbummler,
mit dem Blick vom Fahrradsattel sieht man mehr und nimmt sogar die herzliche Grußerwiderung der Einheimischen auf.
Wenn Gott und die Welt mit dem Moped unterwegs sind,genießt der Radler Seltenheitswert.Das macht doch Freude sowie uns Eure Berichterstattung; diese ist sehr aufschlussreich und lässt uns tiefer blicken.
Dankeschön, weiterhin erholsames Radeln und liebe Grüße Annette Karl-Heinz
Ja, wenn ihr gerade nicht die Möglichkeit habt, in entfernte Länder zu reisen, dann müssen wir diese eben so bildlich wie möglich zu euch nach Hause bringen. Schön, wenn ihr das Gefühl habt, selbst verreist zu sein. Fahrrad fahren ist wirklich eine tolle Reiseart, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Und bei interessanten Stellen kann man jederzeit Stop machen und genauer hinschauen bzw. fotografieren.
Wir sind jedenfalls immer mehr von dieser Reiseart begeistert.
Viele Grüße von Ute & Eddy
Hallo Ihr beiden Weltenbummler! Ich habe mit Interesse Euren Bali-Reisebericht gelesen. Eure kritischen Bemerkungen sind sehr gut nachvollziehbar und machen Lust auf andere Länder… Wie Ihr schon sagt, sind die Geschmäcker “Gott sei Dank” verschieden. Weiterhin pannenfreie Fahrt!
Kompliment, Ihr seht super sportlich aus… und fahrt uns bei der nächsten Radtour sicherlich auf und davon :-)))))))
Liebe Grüße aus der herbstlichen, neblig-feuchten Heimat! Geniesst weiterhin die Wärme & die Sonne! Wir haben die Sonne im Herzen und denken viel an Euch!
Tommy & Andrea
Danke für das Kompliment. Das gute am Radreisen ist, man muss vorher nicht ewig trainieren. Man kann einfach losradeln und sehen, wie weit die Kraft reicht. Und am nächsten Tag macht man weiter. So wird die Kondition Stück für Stück besser. Trotzdem sind wir immer noch Genuss-Radler. 10-15 km/h ist nach wie vor unsere Durchschnittsgeschwindigkeit. Keine Sorge, damit radeln wir euch nicht davon.
Mit unseren Bali-Erlebnissen wollen wir um Gottes Willen niemanden von einer Tour dorthin abschrecken. Der Kontakt mit den Leuten hat uns einfach gefehlt. Doch das ist wahrscheinlich auf Bali in der Hauptsaison nicht drin, woanders allerdings schon.
Wir freuen uns schon auf die nächste gemeinsame Tour, aber bis dahin darf ruhig noch etwas Zeit verstreichen.
Ute & Eddy
Interessanter Bericht und tolle Fotos. Kann ich gut nachvollziehen, dass ein Zuviel an Touristen bzw. Fremden die Gemüter der Einheimischen durcheinanderbringt…..
Liebe Grüße und weiterhin gute Fahrt
Eure Gertrud
P.S. Hier ist es sehr herbstlich geworden.
Vielleicht sind die Balinesen von Oktober bis Mai deutlich entspannter? In den Zeitraum fällt zwar die Regenzeit, aber es kommen dann wohl deutlich weniger Touristen.
p.s. Wir haben hier zwar keinen Herbst aber dafür nun mächtige Regengüsse.