Java mit Fahrrad – Ist das möglich?
Java ist in jedem Fall rekordverdächtig (#Java). Rekord Nummer 1 ist die Einwohnerzahl. Von allen Inseln der Welt ist sie am dichtesten besiedelt. Für eine Fahrradreise hört es sich deshalb nicht besonders geeignet an. Trotzdem wollten wir mit unseren Zweirädern genau dort hin.
Auf unserem Weg über Java mit Fahrrad haben wir viele weitere rekordverdächtige Dinge entdeckt und neue persönliche Rekorde aufgestellt.
Der Start nach Java
Von Bali überquerten wir mit der Autofähre die Balisee zum östlichen Ende der Insel Java (#Bali-Faszination und Enttäuschung) .
Die Überfahrt von Gilimanuk nach Ketapang war völlig unkompliziert, besonders mit Fahrrädern.
Der Preis von 7.000 IDR (0,48 €) pro Fahrrad für die 1-stündige Fahrt war super günstig.
Das Ziel auf Java
Unser Ziel auf Java mit Fahrrad war Yogyakarta, etwa 600 km entfernt (#Yogyakarta). Wir hatten die Metropole aus einem bestimmten Grund ausgesucht. Ganz in der Nähe gibt es die weltberühmten Kulturstätten Prambanan und Borobudur (#Prambanan , #Borobudur). Beide sind Weltkulturerbe und deshalb wollten wir sie unbedingt mit unseren eigenen Augen sehen. Mit diesem Wunsch waren wir nicht allein. Die Besucherzahlen hierfür sind rekordverdächtig. Die Eintrittspreise für Ausländer sind es leider auch.
Prambanan-Tempel: 234.000,00 IDR (16,70€) pro Person
Borobudur-Tempel: 260.000 IDR (18,50€) pro Person
Die Alternativen in Java
Ab der Hafenstadt Ketapang hatten wir die Wahl zwischen einer Nord- und einer Südroute nach Yogyakarta (#Ketapang). Der nördliche Highway Nummer 1 versprach schon durch seine Bezeichnung in der Karte “Asian Highway” schlimmer zu werden als der südliche Highway. Es gab reichlich Horrorbeschreibungen von anderen Radfahrern im Internet über die Verkehrsverhältnisse. Besonders die Busse sollen dort gnadenlos sein und in großem Tempo vorbei rasen. Die letzten 2 Tage auf Bali hatten wir das schon am eigenen Leib gespürt. Ob der Zeitplan der Busfahrer so knapp berechnet ist?
Unsere Route auf Java
Wir wollten ungern “Bus-Futter” werden und entschieden uns für die südliche Strecke entlang des Highway 3. Für die 611 Kilometer nach Yogyakarta brauchten wir 10 Tage (ohne Ruhetage).
Unsere Unterkünfte auf Java
Die Unterkünfte entlang dieser Strecke waren ziemlich rar. Als Rekord gab es eine Strecke von 99 km, ehe die erste Übernachtungsmöglichkeit auftauchte. Für Radreisende ist das schon eine große Distanz. Deshalb mussten wir die Etappen im Voraus genauer planen. Am Ende des Blogs haben wir wieder alle unsere Unterkünfte mit den Preisen zusammengestellt.
Zur Truppe
Verbündete
Wir haben einen Verbündeten gefunden, und zwar den Langzeitradler Jeff aus Kanada. Er ist allein in den letzten 10 Jahren mehr als 150.000 km auf dem Fahrrad-Sattel. Und diese Radfahr-Legende fürchtete sich so wie wir vor dem berüchtigten Straßenverkehr auf Java mit Fahrrad (#Jeff on crazyguyonabike.com).
Nach dem Motto “geteiltes Leid ist halbes Leid” taten wir uns zusammen, um gemeinsam durch die Insel Java mit Fahrrad bis nach Yogyakarta zu gelangen.
Unsere kleine Kolonne
Zu dritt trotzten wir dem riesigen Verkehrsaufkommen. Wir fuhren dicht hintereinander in der Kolonne. An so einem großen “Hindernis”, wie wir es nun darstellten, mussten die großen Fahrzeuge schon ein geplantes Überholmanöver einleiten. Nur ein oder zweimal haben wir es erlebt, dass ein Bus ohne Rücksicht auf Verluste trotzdem an uns vorbei gedonnert ist, ohne ein bisschen auf die Gegenspur auszuweichen.
Einen schützenden Randstreifen haben die meisten Straßen leider nicht. Im Gegenteil, oft ist der Fahrbahnrand so ausgefranst oder mit Schlaglöchern übersät, dass auch wir Radfahrer auf die Fahrbahnmitte ausweichen mussten. Das sorgt manchmal für Adrenalin pur.
Rekord-verdächtige Dinge auf Java
Vom Lärm der Motoren
Der Lärm der Fahrzeuge übertraf alles, was wir bisher erlebt hatten. Den ganzen Tag machte es rechts neben uns “dschum, dschumm, dschummm…”. Wir hoffen, dass da keine Folgeschäden bleiben 😉
Das fing schon früh um 5 Uhr an. Unvorstellbar, wie viele Fahrzeuge zu dieser Zeit unterwegs sind.
Das Gewimmel auf der Straße nahm gegen 7 Uhr weiter zu, als so fast jeder Schüler über 10 Jahren mit seinem Moped auf dem Weg zur Schule war. Und es gibt sehr, sehr viele Schüler auf Java!
Von Abgasen und Müllverbrennungen
Als wenn die Abgase nicht schon genug Gestank verbreiten würden. An den Straßenrändern wurde häufig Müllverbrennung betrieben. Es schwelte und qualmte vor sich hin. Vielleicht sollen so die Mücken und anderes Ungeziefer am Straßenrand hinweggerafft werden und nicht primär die vorbeikommenden Radfahrer. Der Geruch von schwelender Plastik war extrem rekordverdächtig in puncto „ungesunde Atemluft“.
Jeff versuchte es einem Tag lang mit einer Atemschutzmaske. Recht glücklich ist er damit nicht geworden. Das Ding erschwert eher das Atmen beim Radeln als nützlich zu sein.
Von Straßenbarrieren für einen guten Zweck
Auf der gesamten Strecke hätte man schon pleite werden können. In vielen Orten wurden Ölfässer mitten auf der Straße als Haltepunkte aufgestellt, vor denen sich Dorfbewohner mit ihren Spendenboxen postierten. Und das auf dem stark befahrenen Highway. Meist wurde für eine neue oder in Bau befindliche Moschee gesammelt. Die Spendenaufrufe wurden unüberhörbar durch Zimmerwand-große Lautsprecheranlagen verkündet. Da bebte der ganze Körper von dem kurzen Moment des Vorbeifahrens.
Vom Regen in der Trockenzeit
Auf Java haben wir viele gewaltige Regengüsse erlebt. Dabei war die Regenzeit erst im November angekündigt und wir hatten es Mitte September.
Die Wassermassen waren so stark, dass wir einfach nicht mehr die Fahrbahn erkennen konnten und unter einem noch so kleinen Unterstand Schutz suchten.
Selbst in Deutschland wurden diese außergewöhnlichen Niederschläge auf Java in den Nachrichten erwähnt. In einigen Dörfern waren zahlreiche Opfer durch Erdrutsche zu beklagen. Unsere Eltern nahmen deshalb besorgt mit uns Kontakt per Email auf. Wir konnten sie beruhigen, denn unsere Strecken waren bisher passierbar geblieben.
Wir konnten zum Glück alle Niederschlagsgebiete auf Java mit Fahrrad unbeschadet durchqueren.
Von Fototermin zu Fototermin
Die Anzahl unserer Stopps, bei denen wir von den Einheimischen fotografiert wurden, war schon rekordverdächtig. Eddy und ich (Ute) hatten bei jedem Foto-Halt unseren Spaß , so wie die begeisterten Fotografen auch.
Manchmal bekamen wir dabei gleich etwas zu essen oder zu trinken serviert.
Für Jeff war diese Form der Aufmerksamkeit völlig ungewohnt. Er hatte gerade ein Jahr lang die Einsamkeit im Outback von Australien hinter sich. Daher war es schon ein kleiner „Kulturschock“ für ihn.
Besonders lustig waren die Gruppenfotos. Die Indonesier sind i.a. kleine Leute. Bei Jeff’s Körpergröße von fast 2 Metern sah das “Höhenprofil” dann besonders witzig aus.
Unsere persönlichen Rekorde auf Java
Schneller, weiter, höher
Für die meisten Streckenabschnitte gab es einfach keine sinnvolle Alternativen zum großen Highway 3. Also beschlossen wir, so schnell wie möglich hindurch zu kommen. Auf der Etappe von Lumajang nach Kepanjen knackten wir gleich 3 persönliche Rekorde:
-
Im Frühaufstehen:
Um 4 Uhr in der Frühe klingelte der Wecker, um 5 Uhr ging es auf die Strecke.
-
In der Länge der Tages-Etappe :
111 km. Für uns das erste Mal 3-stellig.
Zwischen den beiden Städten Lumajang und Kepanjen hatten Google, booking.com und Konsorten keinerlei Quartier gefunden. Im Nachhinein können wir sagen, wir auch nicht. Also mussten wir durch. Den Plan, in einem Nationalpark auf der Strecke zu zelten, mussten wir leider verwerfen. Nichts dergleichen war möglich. Das einzig ebene Fleckchen Erde war die Straße. Ansonsten ging es auf der einen Seite steil nach oben, auf der anderen Seite steil nach unten. -
In dem Tages-Anstieg:
1.600 Höhenmeter nach oben.
Eddy und Jeff nahmen mich in die Mitte. Der eine zog von vorne, der andere schob von hinten – moralisch natürlich. Doch das war sehr effektiv.
Die ersten 800 Höhenmeter hatten wir in einem Stück bewältigt. Von da an war unser Witz des Tages „ab jetzt geht es nur noch bergab“. Kaum zählbar, wie oft wir uns diesen Satz gesagt hatten und die Strecke trotzdem wieder hoch und runter ging wie auf einer Achterbahn.Hier ist das Höhenprofil dieser Etappe von Lumajang nach Kepanjen zu sehen:
Auf Umwegen
Zwei Tage konnten wir durch Java mit Fahrrad reizvolle Umwege durch Reisfeld-Landschaften oder bergiges Hinterland finden. Das viele Auf und Ab hat dann einige Schweißtropfen mehr gekostet, aber Linderung für die gestressten Ohren verschafft.
Dadurch hatten wir endlich mal ein Auge frei für die wunderschöne Landschaft. Die Reisfelder sind immer wieder fotogen, besonders durch ihr sattes Grün.
Rekorde auf Java , die wir lieber verpasst haben
Mit dem bekanntesten Vulkan von Java , dem Bromo, hatten wir kurzzeitig geliebäugelt (#MountBromo). Nach einem Kurzbericht eines anderen Langstreckenradlers, der den Weg über den Vulkan Bromo genommen hatte, entschieden wir uns, dieser Weg ist nicht unser Weg! Alleine der 17 km lange Aufstieg von Probolinggo kommend zum Kraterrand hatte ihn einen ganzen Tag gekostet. Das hörte sich nur nach mörderischer Schinderei an.
Unsere Unterkünfte auf Java mit Fahrrad
Genteng
54 km ab Fähranleger Ketapang von Bali kommend
Hotel „Agung“ (#HotelAgung in Google Maps)
85.000 IDR (5,90€) ,
kleines Doppelzimmer mit WC und Schöpfkellen-Dusche, kleines Frühstück
Jember
Hotel „Mutiara Garden“ (#HotelMutiaraGarden in Google Maps)
90.000 IDR (6,25€)
Doppelzimmer mit Klimaanlage und Bad
Lumajang
„ALOHA Hotel” (#HotelALOHA in Google Maps)
90.000 IDR (6,25€)
Doppelzimmer mit WC und Schöpfkellen-Dusche
Kepanjen
„Hotel Santana“ (#HotelSantana in Google Maps)
110.000 IDR (7,65€),
Doppelzimmer mit Ventilator, WC und Schöpfkellen-Dusche
Tulungagung
„Hotel Galah Mas” (#HotelGalahMas in Google Maps)
80.000 IDR (5,55€)
Doppelzimmer mit Ventilator, WC und Schöpfkellen-Dusche
Ponorogo
„Hotel Latiban” (#HotelLatiban in Google Maps)
90.000 IDR (6,25€)
Doppelzimmer mit Ventilator, WC und Dusche, Frühstück
Wonogiri
„Hotel Giriloka” (#HotelGiriloka in Google Maps)
80.000 IDR (5,55€)
Doppelzimmer mit WC und Schöpfkellen-Dusche
Prambanan
„Hotel Prambanan Indah” (#HotelPrambananIndah in Google Maps)
125.000 IDR (8,70€)
Doppelzimmer mit WC und Schöpfkellen-Dusche, Frühstück
Borobudur
„Lumintu Hotel” (#HotelLumintu in Google Maps)
100.000 IDR (6,95€)
Doppelzimmer mit WC und Schöpfkellen-Dusche, Frühstück
Yogyakarta
„Rumah Eyang Guest House” (#HotelRumahEyangGuestHouse in Google Maps)
140.000 IDR (10€)
Doppelzimmer mit Klimaanlage und Bad, Frühstück
#Java #Yogyakarta #Borobudur #Prambanan #Bromo #Indonesien
6 Gedanken zu “Java mit Fahrrad – Jagd nach Rekorden”
Liebe Ute & lieber Eddy,
Euer Bericht liest sich wieder sehr interessant und sehr crazy!!! Gratulation zu Euren persönlichen 3-stelligen Strecken-Kilometer.Na da können wir ja zukünftig einpacken ;-).
Wir wünschen Euch weiterhin ein spannendes, gesundes und fröhliches neue Jahr mit wenig, am besten gar keinen Schlaglöchern. Behlatet Euren (Galgen-)humor :-))!
Liebe Grüße
Thomas & Andrea
Keine Sorge, wir sind nicht Rekord-süchtig geworden. Wir wollten doch gerade eine längere Zeit unterwegs sein, um nicht hetzen zu müssen. Nur manchmal wird man durch die Umstände dazu getrieben. 60km – 80 km ist nach wie vor die Distanz, die wir hier maximal für einen Tag anstreben. Dann hat unser Hintern auch schon die Nase voll.
Ein schöner Einblick … toll, dass Ihr so viele liebe Menschen trefft … also dann – weiterhin viele neue Rekorde!
Ja, die vielen netten Begegnungen mit den Einheimischen lassen all den Krach und Staub in den Hintergrund rücken. Es ist schon rührend, wenn z.B. jemand neben dir mit dem Moped auf gleicher Höhe fährt und ein Bündel mit Essen rüber reicht. Und das ist uns nicht nur einmal passiert.
Schöner Bericht und liebe Grüße aus dem verschneiten Berlin…..
Gertrud
Na,falls du auch einmal mit dem Radl auf Java unterwegs sein möchtest, weißt du vielleicht schon ein wenig, was dich dann erwartet. Auf jeden Fall kein Schnee!