Camping in Vietnam – wo und wie es funktioniert
10.000 km waren wir nun schon in Südostasien unterwegs und noch nie zuvor hatten wir so viele Campingplätze hintereinander gefunden wie an der Südküste von Vietnam.

8 Tage lang machten wir nun Camping in Vietnam an traumhaften Stränden. Das war genauso oft wie während der gesamten zurückliegenden 10 Monate. Endlich hatten wir das Gefühl, unser Zelt und die Isomatten nicht umsonst diese lange Zeit mit dem Fahrrad durch die Gegend geschleppt zu haben. Die Möglichkeit in der freien Natur zu schlafen, hatten wir sehr vermisst. Auf unseren früheren Abenteuerreisen durch die Welt gehörte dies einfach immer mit dazu.
Kleines Bonus-programm auf der Strecke

In diesen Tagen sind wir zahlreichen anderen Langstrecken-Radlern begegnet und konnten viele Erfahrungen zum Camping in Vietnam austauschen. Mit dem französischen Tandem-Paar Lise und Maxime sind wir gleich mehrere vergnügliche Tage zusammen geblieben. Doch davon später…
Großer Dank an den Camping-Motivator Tom

Zu verdanken haben wir diese geile Camping-Zeit in Vietnam dem Blog „Camping the Ocean Road: Saigon to Nha Trang“ von „Vietnam Coracle“. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Tom, den Betreiber dieser informativen Internet-Seite. Er hat die 550 km lange Strecke zwischen Ho-Chi-Minh-Stadt und Nha Trang mit dem Moped erkundet, dabei 25 Camping-Möglichkeiten entdeckt und diese in seinem Blog dokumentiert.

Wir waren nun ebenfalls auf dieser Strecke unterwegs, allerdings mit dem Fahrrad. Dabei probierten wir 6 von Tom’s vorgestellten Campingplätze aus. Eine völlig verrückte Zeltmöglichkeit fanden wir selbst noch. Welche Erfahrungen wir beim Camping in Vietnam vor Ort gemacht haben und was auf dem Weg vom einem Zeltplatz zum nächsten alles geschah, davon möchten wir nun genauer berichten.
Ho Tram Beach
Seit dem Start von Ho-Chi-Minh-Stadt lagen 135 km hinter uns. Vor unseren Augen zeigte sich zum ersten Mal das südchinesische Meer, als wir die Ho Tram Beach erreichten.
Huu Nghi Camping – erster und einziger Fehlversuch

Huu Nghi Camping entpuppte sich als Fehlversuch (siehe Punkt 1 auf der Karte). Der Zeltplatz ist nicht mehr in Betrieb. Wir waren nicht die ersten, die an diesem Strand umsonst nach einer Zelt-Möglichkeit gefragt hatten. Alle früheren Interessenten waren ebenfalls von Tom’s Blog angelockt worden.

Schade, der Sandstrand sah wirklich verträumt und sauber aus. Jetzt gab es hier nur noch eine Strandbar, die auf Gäste wartete. Wir haben Tom darüber berichtet und er hat diesen Hinweis in seinen Blog mit aufgenommen.
Ho Coc Beach

Die nächste Zelt-Möglichkeit lag keine 5 km entfernt am benachbarten Strand Ho Coc Beach und war eigentlich ein 3-Sterne-Ressort.
Camping im Huong Phong Resort

Das Huong Phong Resort gestattet auch Camping (#HuongPhongHoCocBeachResort). Die Übernachtung im eigenen Zelt kostete 60.000 Dong pro Person (2,25€/Person) – ein humaner Preis (siehe Punkt 2 auf der Karte).

Die Camping-Stelle war eine 15 x 15 m große Sandfläche, eingerahmt vom Souvenier-Shop und der Fisch-Küche. Na klar, wir haben die Schaukel auch ausprobiert.
Die Vorzüge der Nebensaison

Es war Nebensaison und alles wirkte wie ausgestorben. Wir nutzten die Einsamkeit auf dem Gelände für ein exklusives Bad in den Wellen. Das Wasser des südchinesischen Meeres ist Mitte Februar ganz schön frisch. Darauf waren wir gar nicht eingestellt.

Mit Sonnenuntergang wurde das Restaurant im Ressort geschlossen. Daraufhin hatten wir uns aus einer Ecke Plaste-Stühle und einen Tisch organisiert und den Abend mit Keks-Reserven und Whisky ausklingen lassen. Eine tolle Stille umgab uns, abgesehen von den zirpenden Zikaden.

Etwas später tauchte dann auch der Vollmond auf. Von weitem sahen wir das erleuchtete großes Luxus-Hotel „The Grand Ho Tram Strip“, an dem wir am Nachmittag vorbei geradelt waren.
Son My Beach

Richtung Osten tauchten an der Küstenstraße QL55 riesige Sanddünen auf und ein kräftiger Wind – natürlich Gegenwind.

Der Zeltplatz Son My Beach befand sich am Ende einer 3km langen Stichstraße, die von der Küstenstraße abging (#SonMyBeach)(siehe Punkt 3 auf der Karte). Das versprach hübsch einsam und ruhig zu werden. Wir hatten eigentlich vor, zwei Nächte zu bleiben, obwohl die Übernachtung hier nicht gerade preiswert war. Zelten mit eigener Ausrüstung kostete 100.000 Dong pro Person (3,75€/Person).
Stürmische Begrüßung von der Natur

Nach längerem Suchen fanden wir endlich einen geeigneten Platz, wo unser Zelt dem kräftigen Wind standhalten konnte.

Der Bereich direkt am Strand kam nicht infrage, denn hier fühlten wir uns wie in einem Sandstrahler oder Windkanal. Die herum wirbelnden Sandkörner erzeugten an den freien Körperflächen Schmerzen wie Nadelstiche.
Leider nicht willkommen beim Personal
Der Zeltplatz war echt komisch. Zu den Waschräumen musste man sich durch dichtes Buschwerk schlagen und durch eine Bodensenke krabbeln. Der Sanitär-Trakt für die Männer wurde erst gar nicht für uns aufgeschlossen, aber als einzige Gäste konnten wir uns die 20 Duschen, 11 Waschbecken und 6 Toiletten des Frauen-Trakts teilen. Wenn nicht das Problem mit dem Wasser gewesen wäre… In dem Moment, wo ich unter die Dusche wollte, stellte das Zeltplatz-Personal das Wasser ab – und brachte danach nur noch ein Rinnsal in Gang.

Zum Glück konnten wir als einzige Besucher wenigstens ein Essen in der Strand-Bar bestellen. So hatten wir zeitweilig einen Sitzplatz und eine Steckdose. Der Hauch von WLAN wurde uns dann noch vor 20 Uhr abgeschaltet. Eine „nette“ Geste, wie mit dem Wasser zuvor.
Wir fühlten uns auf diesem Zeltplatz überhaupt nicht willkommen.
Der Morgen begann wie der Abend geendet hatte. Wieder war das Wasser abgestellt, konnte diesmal jedoch nicht mehr in Gang gebracht werden. Eine Angestellte verwies mich auf einen funktionierenden Wasserhahn neben dem Tresen, wo ich mich dann ziemlich wütend splitternackt duschte. Die Angestellte hat es nicht besonders beeindruckt. Egal, ich konnte ein wenig „Luft ablassen“. Den Plan, hier zwei Nächte zu verbringen, haben wir ganz schnell verworfen. Daran konnten auch die Abschiedsworte vom Personal „See you again“ nichts ändern. Wir glauben nicht daran.
Nächster Halt am Ke Ga Cape

Es ging zurück ins Hinterland, wo immer noch ein kräftiger Wind pfiff – natürlich ins Gesicht. Wir hatten jedoch wieder nur ein kurzes Stück von etwa 50 km bis zum Camping-Spot „Lu Glamping“ vor uns. Eddy entdeckte interessante Schleichwege durch weite Drachenfrucht-Plantagen.
Lu Glamping vor historischer Kulisse

Der Zeltplatz Lu Glamping lag genau gegenüber dem ältesten und größten Leuchtturm von Vietnam (#LuGlamping). Dieser stand auf einer kleinen vorgelagerten Insel (siehe Punkt 4 auf der Karte).

Der Zeltplatz selbst war im Umbau begriffen. Es wurde an vielen Ecken gehämmert, gesägt, verputzt. Im nächsten Monat März sollte die offizielle Eröffnung sein. Die Hütten waren noch nicht vermietet.

Trotzdem waren wir zum Zelten herzlich willkommen.
Jetzt wird es international
In einer ruhigen Ecke gab es zwei überdachte Stellflächen für Zeltler, die gerade belegt waren. Zwei Radfahrer-Pärchen hatten es sich darunter häuslich eingerichtet. Ein kanadischer Moped-Fahrer zeltete gleich daneben auf der Wiese.

Zusammen ergaben wir eine bunte Mischung aus 6 Nationen: Michael (UK) und Sarah (Mexiko), Yasmina (Schweiz) und Ivan (Brasilien) , Che (Kanada) und wir beide (Deutschland). Uns alle hatte Tom’s Internet-Blog hierher geführt, nur aus unterschiedlichen Richtungen.
Ein ganz besonderes Ereignis
Hier gab es für uns etwas besonderes zu feiern: die 10.000km -Marke war geknackt! Ein urig bemalter Minibus am Strand bot eine würdige Kulisse für einen kleinen Film zu diesem Ereignis:
In die Touristenhochburg Mui Ne
Ivan kannte unser nächstes Camping-Ziel, das Mui Ne Beach Camping schon. Wir waren also im Begriff, den verträumten ruhigen Zeltplatz Lu Glamping gegen ein überlaufendes Backpacker-Ressort eintauschen.

Die ruhige Straße DT719 führte meist direkt am Meer entlang. Die Ausblicke waren so schön, dass wir ab und zu Halt machen mussten.
Per Klapprad quer durch Vietnam

Unterwegs kam uns ein Langstrecken-Radler entgegen. Es war Willson aus China. Er war in Hue gestartet und nach Ho-Chi-Minh Stadt unterwegs.

Mehr als 1000km auf dem Klapprad – wow! Willson hatte erstaunlich wenig Gepäck. Wahrscheinlich trug er gerade alle seine Sachen am Leib, so vermummt sah er aus. Wir hatten auf den ersten Blick gar nicht sein Gesicht sehen können.
Briefkästen – selten zu finden

Nach 35 km erreichten wir die große Stadt Phan Thiet, wo wir endlich einen Briefkasten für unsere zahlreichen Postkarten fanden.
Per Tandem um die ganze Welt

Und noch eine andere Überraschung erwartete uns. Am Straßenrand erspähten wir ein Tandem mit Anhänger. Es gehörte zu den beiden jungen Franzosen Maxime und Lise, die ebenfalls nach Hanoi wollten. Sie waren Anfang Januar zu ihrer einjährigen Weltreise gestartet und hatten in Indien begonnen. Nun waren sie im zweiten Land, in Vietnam auf Tour. Die Länder Indonesien, China, Japan, Australien, Neuseeland, Peru lagen noch vor ihnen.

Wir verabredeten, uns in zwei Tagen gemeinsam auf den Weg nach Hanoi zu machen. Danach trennten wir uns erst einmal wieder. Maxime wollte in der Bucht von Mui Ne den Kite-Spot ausprobieren und wir freuten uns auf einen Fahrrad-freien Tag im 30 km entfernten Long Son Mui Ne Camping.
Das Backpacker-Domizil Long Son Mui Ne

Es war schon nach Sonnenuntergang, als wir mit dem letzten Tageslicht den abgelegenen Zeltplatz erreichten. „Zeltplatz“ passt nicht ganz (siehe Punkt 5 auf der Karte). Long Son Mui Ne war eher ein richtiges Ressort, das auch Miet-Zelte und Flächen für eigene Zelte anbot. (#LongSonMuiNeBeachCampgroundResort).
- Zeltbereich des Long Son Mui Ne
- Sonnenaufgang am der Mui Ne Beach
- Relaxen am Strand
Wir zahlten 46.000 Dong pro Person und Nacht (1,75€/Person). Das war ganz in Ordnung.

Das Geld wird hier über Essen und Trinken herein geholt. So abgeschottet von der Stadt Mui Ne muss man hier unweigerlich die gastronomischen Einrichtungen nutzen. Mit 70.000–100.000 Dong für ein Essen war man dabei. Da schien das Bierchen für 20.000 Dong noch ein Schnäppchen.

Die Anlage selbst war sehr weitläufig und bot viele Sitzgelegenheiten rund um die Bar und am Strand.
Im „Lümmel-Bereich“ chillten viele junge Leute. Wir waren hier mit Abstand die ältesten.

Unsere technischen Gerätschaften sehnten sich nach 2 stromlosen Tagen wieder nach Power. Es gab hier im Ressort zu unserer Überraschung WLAN, das bis Mittag auch ziemlich schnell funktionierte. Als jedoch all die jungen Leute erwacht waren, ging es ziemlich in die Knie.
Erstaunliche Zufälle und verrückte Sitten beim Camping in Vietnam

Der Tag begann wie das Märchen „Sechse ziehen durch die Welt“.
Lise und Maxime holten uns wie verabredet von unserem Ressort ab. Nun waren wir zu viert. Als sich unsere Karawane in Bewegung setzte, war es schon ziemlich warm geworden.

Ein paar Kilometer bekam unsere Gruppe weiteren Zuwachs, und zwar von Tina aus Leipzig. Sie hatte gerade ganz Skandinavien, Thailand, Kambodscha durchradelt und unheimlich viel Gepäck auf ihrem Drahtesel. Geschätzte 45 kg. Wow! Dabei ist sie eine ganz zierliche Frau.

Wieder ein paar Kilometer später vergrößerte sich unsere Gruppe um zwei weitere Langzeit-Radler, jedoch nur für einen Plausch und Erfahrungsaustausch an der Fernstraße.

Jaqueline und Ralf aus Kanada kamen uns entgegen. 24 Monate auf dem Rad lagen bereits hinter ihnen. 7 Radfahrer standen nun mitten im prallen Sonnenlicht auf der Straße. Das hält man nicht lange aus. Also brachen wir alle bald wieder auf; die beiden Kanadier nach Westen und wir fünf nach Norden.

Wir radelten auf einer großzügig angelegten Fernstraße fast ohne Auto-Verkehr. Links und rechts breiteten sich wunderbare Wanderdünen aus. Die könnten fast mit der Wüste Namib mithalten.

Tina haben wir leider kurze Zeit später wieder aus den Augen verloren. Sie startete auf einer Steigung durch und ward nicht mehr gesehen. Am nächsten Morgen schickte sie uns eine Nachricht, dass sie solch einen Hunger und Durst verspürte, sodass sie schnell einen Stand mit etwas Essbarem finden und uns danach wieder einholen wollte.

Der Plan hat leider nicht geklappt, da wir restlichen Vier von der breiten Fernstraße auf einen schmalen Küsten-Sandweg abzweigten. Die folgenden 10 km Tiefsand-Piste an der Küste waren landschaftlich wunderschön, machten jedoch der Tandem-Kette vom Maxime und Lise sehr zu schaffen. Sie hüpfte ständig ab.
Das verrückteste Camping von Vietnam

Um Zeit für die Fahrradpflege zu haben, entschieden wir uns für einen Stopp am frühen Nachmittag im Ort Binh Than (siehe Punkt 6 auf der Karte). Im hinteren Teil eines Gasthaus-Geländes durften wir unser eigenes Zelt aufschlagen (#NhaNgiDoanTrang). Kostenpunkt 50.000 Dong pro Person (1,90€/Person).

Es war eine betonierte Freifläche mit reichlich Platz für 2 Zelte. Zu dem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, dass wir sie bald mit einer vietnamesischen Großfamilie teilen mussten.

Nach und nach entstand um uns herum eine richtige Zeltstadt. Die vietnamesischen Großfamilie saß dann auf Matten davor und begann am offenen Feuer Fisch zu brutzeln. Der Qualm kam direkt in unsere Zelte hinein.

Überall rannten Kinder herum, einige mit knatternden Maschinengewehren. Die Erwachsenen waren auch alles andere als leise. Vietnamesen unterhalten sich sehr lautstark. Und in all dem Chaos reparierte Maxime in aller Ruhe sein Tandem.
Es wurde immer verrückter. Auf dem Gelände wuselten um die hundert Menschen herum. Es musste sich um verschiedene Großfamilien handeln, die sich unabhängig voneinander zum fröhlichen Wochenend-Beisammensein trafen. Die Krönung war die laute Karaoke-Musik. Wir konnten kaum unser eigenes Wort verstehen.
Französisch öffnet vietnamesische Herzen

Dem Betreiber dieses Gasthauses, einem Mann von 58 Jahren, tat unsere Situation leid. Er hatte uns – besonders Lise – ins Herz geschlossen. Während seiner Schulzeit hatte er französisch gelernt, was für Vietnamesen seiner Generation recht üblich war. Immerhin war das hier mal französische Kolonie. Lise war die Dolmetscherin für uns vom Französischen ins Englische. Wir waren immer wieder erstaunt, wie Lise so viele Worte am Ende in einem Satz zusammenfassen konnte.
Wir werden zur Chef-Sache

Wir waren nun die Ehrengäste des Besitzers und er kümmerte sich persönlich um unser leckeres Abendbrot. Dazu bekamen wir einen Tisch so weit weg wie möglich von der Karaoke-Musik. Am nächsten Tag stellte er diese Mahlzeit noch nicht einmal in Rechnung.

Stattdessen bekamen wir von ihm unsere erste Unterweisung in die Weisheit und Lehren von Buddha – und kleine Geschenke.
Als wir spät am Abend in unser Zelt krochen, ging das laute Treiben der Großfamilie auf der Beton-Fläche weiter. Zum Glück macht das Radfahren müde und man hat selten Einschlafprobleme.
Es war alles so schräg, dass es uns am Ende schon wieder ur-komisch vorkam – eben eine ganz verrückte Übernachtung. Der Besitzer und seine Frau winkten uns noch lange nach, als wir am nächsten Morgen davon radelten.
Eine der schönsten Radstrecken von Vietnam zur Halbinsel Cam Lap
Die 150 km lange Reise zur Halbinsel Cam Lap ist eine der schönsten Fahrradstrecken in ganz Vietnam (#CamLap).
Traum- Küstenstraße bis Phan Rang

Eddy hatte ab Phuoc Diem eine alternative Küstenstraße zum Highway 1A ausgekundschaftet, die maps.me noch nicht kannte. Tom war diese neue asphaltierte Route bis Phan Rang mit dem Moped abgefahren und hatte sie schon im Blog beschrieben.

Die bergige Strecke war wirklich ein Traum, einsam und mit vielen wunderschönen Ausblicken auf’s Meer. Da konnten wir sogar die Plackerei bei den Anstiegen ausblenden.

Eddy und ich mussten alle Nase lang anhalten zum Fotografieren, während Lise und Maxime die etwa 15 km Berg- und Talfahrt einem Ritt durchgestrampelt sind. Wahrscheinlich macht das Ab- und Aufsteigen bei einem Tandem auf einer schrägen Straße nicht so viel Spaß.

Wir fingen unsere beiden Tandem-Fahrer wieder ein, als die Berge aufhörten und in eine Sanddünenlandschaft überging. Hier gab es ein kleines Straßenrestaurant, wo wir ausgiebig unsere Bäuche füllten. Lise und Maxime hatten dort schon auf uns gewartet.

Nun waren wir wieder bereit für gemeinsame Späße auf der leeren Straße nach Stadt Phan Rang.
Traum-Küstenstraße am Rand des Núi Chúa National Park zur Halbinsel Cam Lap

Nördlich von Phan Pang erwartete uns eine noch schönere Küstenstraße zur Halbinsel Cam Lap. Sie ist die östliche Grenze des bergigen Núi Chúa National Park. Das Radler-Paar Michael und Sarah vom „Lu Glamping Camping“ hatte uns allerdings davon abgeraten, weil die Strecke viel zu steil sei. Auch Google Maps und maps.me boten uns eine Route über die 1A an. Wir wagten es trotzdem, ermutigt durch die Beschreibungen aus Tom’s Blog. Für uns wurde es eine super Entscheidung, für das Tandem von Maxime und Lise leider nicht.
Ketten-Probleme

Die gerade neu erworbene Tandem-Fahrrad-Kette machte die Steigungen von 8-10% einfach nicht mit und riss alle paar Kilometer. Dabei war Maxime so optimistisch gewesen und hatte in seiner Euphorie gestern die alte Kette weggeschmissen. Nun musste er sich ans Flicken machen, das jedes Mal etwa eine halbe Stunde Zeit kostete.
Piraten-Verstecke

Wir passierten mehrere abgelegene Buchten, die durchaus den Namen Tortuga Bay von “Piraten der Karibik” verdient hätten. Von oben hatten wir einen wunderbaren Blick auf die bunten Fischerboote und die kleinen Häuser. Auf der Landseite Richtung Nationalpark türmten sich nun hohe Berge mit grünem Regenwald auf. Von Baum zu Baum hangelnde Gorillas hätten uns hier nicht verwundert.
Die Natur bleibt der Herr

Einige Stellen der neuen Straße waren wegen herunter gestürzter Felsen schon wieder kaputt. Straßenbauer haben hier auf Dauer etwas zu tun. Auf der ganzen Strecke war die sandige Hangseite nicht verstärkt oder gesichert worden. Viele neue Stromleitungs-Masten entlang der Straße hatte es wieder umgehauen.
Wir kamen jedenfalls heile über alle steilen Rampen und Abfahrten hindurch.
Aus für das Vierer-Team

Kurz vor dem Abzweig zur Halbinsel überholten uns Maxime und Lise mit einem lauten Jippi! – und keine 10 Meter danach machte es wieder knacks. Die Kette war zum vierten Mal gerissen und alle Ersatz-Kettenglieder mittlerweile aufgebraucht. Maxime konnte die Reste noch irgendwie reparieren, aber den steilen Anstieg auf die Halbinsel zum Zeltplatz traute er der Kette nicht mehr zu. Mit dem schweren Anhänger hinten dran schon gar nicht.

Außer mit coolen Sprüchen konnten wir den beiden nicht mehr helfen. Wir hatten keine Shimano-Kette und auch keine Ersatzteile dafür. Also gaben wir ihnen den Tipp, mit einem Laster oder ähnlichem zur nächsten Stadt zu trampen, die noch 25km entfernt lag. So nahm unsere gemeinsame Zeit leider ein abruptes Ende und wir haben uns von nun an nur noch im Facebook verfolgt. Sehr schade!
Das letzte harte Stück zum Strand-Paradies

Der Abzweig zur Halbinsel hatte einem Anstieg, den ich mit Fahrrad nie für möglich gehalten hätte. Eddy schaffte es in einem Zuge, ich musste zweimal absteigen und schieben. Das waren bestimmt um die 15% gewesen. Solche Abschnitte gab es noch zweimal auf den 7km bis zum Zeltplatz. Gut, dass unsere Beine schon so warm gelaufen waren während des Tages. Am Ende hatten wir insgesamt mehr als 1.000 Höhenmeter gemacht. Nach all dem Flachland-Radeln im Mekongdelta war es wieder eine gute Übung (# Auf eigene Faust im Mekong-Delta unterwegs).
Anh Tu Camp – Zwei Tage im Paradies auf Erden

Dann hatten wir den Anh Tu Zeltplatz erreicht (#AnhTuCamping)(siehe Punkt 7 auf der Karte). Die Bucht war wirklich traumhaft und das Wasser türkis klar. 100.000 Dong pro Person (3,75€/Person) – die Lage war den Preis allemal wert.

Wir waren die einzigen Gäste und konnten uns unter den beiden überdachten Stellflächen herrlich ausbreiten.
Übrigens hatten sich Lise und Maxime noch abends gemeldet. Kurz nach 18 Uhr hatten sie die Stadt erreicht. Und sogar aus eigener Kraft. Nach unserer Trennung verlief die Strecke nur noch abschüssig bzw. flach. Ein Fahrrad-Laden war nun ganz in ihrer Nähe.

Eddy machte unsere Hängematten einsatzbereit.
Wir genossen endlich das Gefühl, darin abzuhängen – so wie es uns die Vietnamesen hier ständig vorzeigen.
Wir waren an einem Ort, wo man einfach nicht wieder weg möchte.
- Ein Strand für uns allein
- Kurz vor Sonnenaufgang
- Badevergnügen im türkisen Wasser
Auf der Schattenseite des Tropen-Paradieses

Am nächsten Nachmittag erkundeten wir die Halbinsel, Auf der anderen Seite in Binh Lap lag ein kleiner Hafen. Meterdicke Müllschichten schwammen in der Hafen-Bucht herum. Mehrere Fischer mussten mühsam darüber hinweg balancieren. Das war bestimmt nicht das erste Mal. Warum räumten sie den Müll nicht aus dem Wasser? Wahrscheinlich wäre in kürzester Zeit wieder alles vollgemüllt. Und wo soll der Müll auch hin? Wir konnten uns nicht vorstellen, dass der ganze Müll nur angeschwemmt wurde. Davon war bestimmt auch ein Teil aus „eigener Produktion“. Der Anblick war jedenfalls sehr erschreckend. Das Müllproblem war also auch in Vietnam sehr groß, nicht nur in Indonesien (#Protect Flores…).
Abschied vom Paradies leichter gemacht
Aber auch unser sauberer Zeltplatz hatte einen Haken, der uns den Abschied leichter machte. Dieser “Haken” war klein, hatte zwei Flügel und einen Stachel zum Stechen. Am Abend begannen alle meine Gliedmaßen zu jucken und zu brennen. Ich kratzte und kratzte, wälzte mich hin und her. Über 100 Einstiche zählte ich am nächsten Morgen. Das ist doch ein Klagelied wert, oder?!
Damit ging unsere tolle Zeit mit dem Camping in Vietnam schon zu Ende. Es war trotz des Ende ein unvergesslich schönes Erlebnis!
Ausblick
Nach dieser schönen Campingzeit gab es nur noch eine Richtung, nach Norden mit dem letztendlichen Ziel Hanoi. Bis dorthin waren es aber noch knapp 2.000km und die hielten jede Menge neue Überraschungen für uns bereit. Davon im nächsten Blog mehr…
