Hurra Jura-Route 7 - Feature

Hurra! Jura-Route 7

Hurra! Jura-Route 7

Die Jura-Route 7 war eine sehr spontane Entscheidung, die wir am gemeinsamen Abend mit Fabian getroffen hatten (#JuraRoute7). Nach einem kurzen Blick auf die technischen Daten der Tour ( Länge – Breite – Höhe…) im Internet kam Eddy zur Überzeugung, das schaffen wir leicht! Da waren die Berge in Flores, Indonesien doch viel schlimmer, oder?… (#Tour de Flores radeln auf eigene Faust)

Unsere Jura Route 7 von Basel nach Lyon
Unsere Jura Route 7 von Basel nach Lyon

So wurde aus der ursprünglich geplanten 3,5 Tage Querung des Jura-Gebirges schon mal eine 7-Tage-Tour mit 4.500m Aufstieg anstatt 2.300m. Dass es am Ende sogar über 8.000m Aufstieg wurden, war nicht geplant. Aber dazu später mehr. Mit der Entscheidung für die Jura-Route 7 waren jedenfalls gleich zu Beginn schon alle 3 Reserve-Tage verbraten.

Wegweiser der Jura-Route 7
Wegweiser der Jura-Route 7

Die Route selbst war wunderbar ausgeschildert, sodass wir die Navigation ausschalten konnten. Das hat zumindest eine Menge Akku-Leistung gespart.

1.Tag von Muttenz nach La Touillere:  52 km, 1039 m Aufstieg

Auf dem Hölzliweg
Auf dem Hölzliweg

Die eigentliche Joura-Route 7 erreichten wir bei Therwil – tatsächlich über den “Hölzliweg” durch dichten Wald und Gestrüpp – natürlich noch GPS geführt :-). Danach hatten wir noch wenige entspannte Kilometer auf einer asphaltierten Fahrradstraße durch die Felder, bevor es für 10km auf der Straße ohne separaten Radweg weiter ging. Heute, am Sonntag, waren jede Menge Auto- und Motorradfahrer unterwegs, die ihre Fahrzeuge ausführen und testen wollten. Da haben langsamfahrende Radfahrer nur gestört und für besondere Rücksicht war keine Zeit. Daher unsere Empfehlung: Wenn möglich an einem Werktag in Basel starten, um die Sonntags-Rennfahrer zu vermeiden.

Der erste Jura-Anstieg
Der erste Jura-Anstieg

Hinter Flüh begann auf 8 km Länge ein anstrengender Aufstieg um 410m. Die Straße war recht eng und die Autos wichen uns selten aus. Das machte einfach keinen Spaß und war ziemlich laut.

Lange Abfahrt nach Röschenz
Lange Abfahrt nach Kleinlützel

Auf einer Kammlinie angekommen, konnten wir endlich auf einen unbefestigten, aber ruhigen Waldweg abbiegen. Auch hier ging es noch 4 km leicht bergan. Ab und zu bot sich ein herrlicher freier Blick ins Land. Und dann hatten wir eine super Abfahrt durch den Wald und an Almenwiesen entlang hinunter nach Kleinlützel. Die mit viel Schweiß erkämpfte Höhe war wieder futsch.

Internationale Straße auf der Jura-Route 7
Grenz-Straße auf der Jura-Route 7

Uns hatte die Straße wieder, auf der in diesem Abschnitt zum Glück nun nicht mehr so viele Raser unterwegs waren. Ein interessanter Streckenabschnitt folgte. Auf etwa 15 km Länge wechselt mehrmals das Land: mal ist man in Frankreich und kurz danach wieder in der Schweiz.

Übernachtung La Touillere
Übernachtung La Touillere

So dachten wir, in der Nacht in der Schweiz geschlafen zu haben. Aber denkste, die begann erst wieder ein paar Meter weiter. Es war ein französischer Bauer, der uns auf seiner großen Wiese unser Zelt aufschlagen ließ. Wir hatten zum ersten Mal Fabians Tipp befolgt und an einem Gehöft nachgefragt – mit Erfolg.

2. Tag von La Touillere nach Screut ( 31 km, 865 m Aufstieg)

Frisches Bergwasser vom Bauern
Frisches Bergwasser vom Bauern

Bei dem netten französischen Bauern konnten wir am Morgen unsere Trinkwasser-Vorräte auffüllen. Er hatte uns dazu sein Haus offen stehen lassen und war schon wegfahren. Wir müssen wohl sehr vertrauenerweckend ausgesehen haben.

Col de la Croix
Col de la Croix

Nach 10 km hinter Courtemautruy wurden die Anstiege auf der Jura-Route 7 wieder heftig. Es ging mit 8% wieder so steil hinauf wie am Vortag. Wir mußten zirka 400 Höhenmeter bis nach Col de la Croix hinauffahren. Als die Anhöhe nach etwa 2 Stunden geschafft war, rasten wir auf asphaltierten Wegen zwischen wunderschönen Almwiesen auch schon wieder bergab.


Danach führte die Jura-Route 7 uns direkt in das mittelalterlich anmutende Städtchen Saint-Ursanne. Wir besuchten die prächtige Kirche und kurvten durch die Gassen. Alles sah wie geleckt aus. Die Touristenschar hielt sich angenehm in Grenzen.

Ein Supermarkt in der Ortsmitte hatte alles, was Radfahrer so an Vorräten brauchen. Hier genehmigten wir uns auch ein kaltes Bierchen.

Beschwerlicher Anstieg nach Sceut
Beschwerlicher Anstieg nach Sceut

Danach gab es keine Ausrede mehr, noch lange die Weiterfahrt hinauszuzögern. Nach einem imposanten Aquädukt am Stadtausgang schraubte sich die Jura-Route auf den nächsten 10 km Richtung Sceut um etwa 500 m brutal in die Höhe. Die Landschaft und Aussicht war schon fantastisch, aber ich konnte dem bei der Plackerei und der Hitze gerade nichts abgewinnen.

Höhenangabe für Anstieg nach Sceut
Höhenangabe für Anstieg nach Sceut

Eddy hatte seine liebe Not, mich aufzumuntern. Dabei hatten wir noch nicht mal 30 km in den Beinen. Manchmal sind dieselben einfach nur Blei-schwer. Kurz vor dem höchsten Punkt des Anstieges, begannen wir auf einem Bauernhof in Sceut nach einer Zeltmöglichkeit zu fragen. Leider bekamen wir die erste (und einzige!) Absage.

Haus von Maurice
Haus von Maurice

Das war auch gut so. Sonst hätten wir nie Maurice kennen gelernt, der etwa 500m weiter vor seinem Haus saß.

Wiese mit Weitblick - Nachtlager bei Maurice
Wiese mit Weitblick – Nachtlager bei Maurice

Er bot uns die Wiese hinter seinem Haus an, auf der wir quasi in der ersten Reihe den unverbauten Blick ins weite Land hatten.

Bei Maurice in Sceut
Bei Maurice in Sceut

Die Einladung zum kühlen Bier und Toblerone nahmen wir ebenfalls gerne an und tauschten dabei viele Reiseerlebnisse aus. Maurice war als Forst-Ingenieur schon weit in der Welt herum gekommen. Auch eine Wandertour zu zweit durch die Sahara gehörte dazu. Dieses viele „Nichts“ war eine sehr beeindruckende Lebenserfahrung für ihn. Es war sehr spannend, sich bei der Abendsonne mit Maurice zu unterhalten, der zum Glück für uns Deutsch sprechen konnte. Wir waren mittlerweile im französisch-sprachigen Teil der Schweiz angekommen.

3.Tag von Screut nach Les Petites Crosettes ( 50 km, 852 m Aufstieg)

Pausenzeiten einhalten
Pausenzeiten einhalten

Es sollte wieder ein heißer Tag werden. Durch die Päuschen am Wegesrand hielt sich die Plackerei zum Glück in Grenzen.

Routenführung durch Bauerngehöfte
Routenführung durch Bauerngehöfte

Wir hatten nun eine tolle Strecke der Jura-Route 7 vor uns, manchmal sogar direkt durch die Bauerngehöfte hindurch. Viele grüne Wiesen und Weiden, überall Glockengebimmel von den Kühen. Ab und zu mal wieder ein Anstieg, der allerdings nicht mit den ersten beiden Tagen vergleichbar war. Nach der Mittagspause bei einem Becher Yoghurt in Saignelegier ging es weiter auf der Tour mit einem längeren Anstieg. Eine ältere Frau auf einem e-Bike überholte uns locker fluffig, als wenn der Anstieg ein Ameisenhügel wäre.

Höhenangabe für Anstieg auf Mont-Soliel
“Vorfreude” auf den Anstieg zum Mont-Soliel

Es folgte ein etwa 4 km langes Stück auf der Landstraße bis zum Abzweig Richtung Mont-Soleil. Der nun folgende Aufstieg gehörte laut Karte zur steilsten Kategorie. Dieser kam uns bei weitem nicht so anstrengend vor wie das gestrige Stück nach Sceut. Oder sollten wir heute besser im Training sein?

Bananen geben Kraft
Bananen geben Kraft

Zwei Bananen und eine „Neuenhagener Brustkamelle“ gaben uns zusätzlich Kraft. Oben am Gipfel Mont Soleil angekommen, hatten wir einen wunderbaren Blick auf den gegenüberliegenden Gebirgszug. Auf einsamen, hügeligen Wegen – zum Glück mehr abwärts als aufwärts – radelten wir auf der Jura-Route 7 durch viele Bauernhöfe weiter.

Milch-Bauernhof Les Petites Crosettes
Les Petites Crosettes – ein Bilderbuch-Bauernhof

Kurz nach 18 Uhr kamen wir an einem einsamen Gehöft vorbei. Für den Bauern war es kein Problem, auf seiner frisch gemähten Wiese unser Zelt aufzubauen.

Grundausstattung eines Schweizer Bauernhofes
Grundausstattung eines Schweizer Bauernhofes

Hier ist ein kurzer Blick in die Scheune, hinter der wir schlafen durften.

Lecker - frische Milch
Lecker – frische Milch

Frisch gemolkene kalte Milch gab es am nächsten Morgen von der Bäuerin noch dazu.

4.Tag von Les Petites Crosettes nach Fleurier ( 44 km, 471 m Aufstieg)

Kurz vor La Chaux-de-Fonds
Kurz vor La Chaux-de-Fonds

Wir stellten fest, ganz dicht an der Stadt La Chaux-de-Fonds zu sein und gestern unbewusst bei dem letzten Bauernhof davor Halt gemacht zu hatten. Das war mal wieder Maßarbeit.

Val de Travers
Val de Travers

Es ging wieder hübsch aufwärts und in das weiträumige Val de Travers.

Treffen mit Rosmarie und Martin
Treffen mit Rosmarie und Martin

Am Nachmittag begegneten wir Rosmarie und Martin, einem Schweizer Fernradler-Pärchen aus Bern. Das war kurz vor dem kältesten Ort der Schweiz Vallée de la Brévine. Minus 41,8 Grad wurden dort 1987 gemessen. Rosmarie und Martin waren auf der Jura-Route 7 in gleicher Richtung unterwegs und darum schlossen wir uns zusammen. Die beiden Männer hatten sich gerade auf dem Sattel einen steilen Anstieg durchgekämpft, als nur kurz dahinter wir Frauen fröhlich schwatzend und schiebend die Anhöhe erreichten. Schieben kann genauso schnell sein wie Radeln – eine geniale Erfahrung.

Immer mehr merkten wir, dass uns Rosmarie und Martin eine Menge zu erzählen hatten. Die beiden hatten viele Jahre im Ausland gearbeitet: in Laos, Bolivien, Sri Lanka und selbst in Nord-Korea. Da hatten sie spannende Dinge erlebt. Im Biergarten ihres Hotels in Couvet verbrachten wir noch gemeinsam den restlichen Nachmittag. Viel zu schnell kam der Abend und unser Abschied. Leider mussten wir weiter und noch einen Nachtplatz für unser Zelt finden. Wir sagten tschüss in der Hoffnung, uns morgen auf der nächsten Etappe wieder zu finden.

Zuhause von Jean-Luc und Cecile in Fleurier
Zuhause von Jean-Luc und Cecile

Die Erlebnisse bis dahin reichten eigentlich schon für einen erfüllten Reisetag. Doch es wurde noch interessanter.
Bis zum nächsten Ort Fleurier war weit und breit kein passendes Bauerngehöft auszumachen, an dem wir wegen einer Zeltmöglichkeit hätten fragen können. Dafür sprach uns am Ortseingang in Fleurier ein junger Radler an, ob wir nicht Lust hätten, bei ihm im Haus zu übernachten. Das war Jean-Luc, der gerade von der Arbeit als Rettungssanitäter nach Hause geradelt kam. Den schickte uns wohl ein Engel.

Kochen zuhause bei Cecile und Jean-Luc
Kochen zuhause bei Cecile und Jean-Luc

Er hatte ein sehr großes Bauernhaus mitten im Ort. In einem der vielen Räume stellte Jean-Luc für uns zwei Liegen auf. Strom gab es ebenfalls für unsere vielen technischen Gerätschaften. Die hatten es gerade bitter nötig.

Romatisches Abendbrot in Fleurier
Romatisches Abendbrot in Fleurier

Zusammen mit seiner Frau Cécile und den Kindern Julie und Louis kochten wir gemeinsam Nudeln mit Tomatensoße, die wir dann am romantisch gedeckten Tisch bei Wein und Kerzenschein im Vorgarten verspeisten.

5.Tag von Fleurier nach Vallorbe ( 47 km, 1023 m Aufstieg)

Spielen mit Julie und Louis
Spielen mit Julie und Louis

Wir frühstückten mit Cécile und den Kindern gemütlich, während Jean-Luc schon seit einer Stunde auf Arbeit war. Dann kramten die Kinder noch ein paar Spiele heraus und wir spielten ein paar Runden mit ihnen. Sehr interessante Kinderspiele, die man sich gut als Geschenke merken kann.

Abschied von Cecile und den Kindern
Abschied von Cecile und den Kindern

Gegen 10 Uhr mussten wir uns nun wirklich losreißen von ihnen, damit wir unser Tagesziel Vallorbe noch erreichen konnten. Es waren zwar nur 47 km, dafür erwarteten uns eine Menge Steigungen mit insgesamt 1.023 Höhenmetern.

Perfekte Picknick-Bank
Perfekte Picknick-Bank

Gegen Mittag fanden wir direkt am Radweg die perfekte Bank für ein Picknick.

Neugieriger Schmetterling auf dem Fahrradhelm
Neugieriger Schmetterling auf dem Fahrradhelm

Ein Schmetterling freute sich richtig über unsere Anwesenheit und ließ sich dauernd bei uns nieder. Mit gut gefüllten Bäuchen und ausgeruhten Waden ging es weiter.

Col de l'Aiguillon
Col de l’Aiguillon

Wir arbeiteten uns bis auf 1.293m Höhe am Col de l’Aiguillon nach oben. Das war unser höchster Punkt auf der Strecke und lag genau an der Grenze zu Frankreich. Ein alter Bunker oder Schießstand zeugten davon. Die Wiesen gingen hier ziemlich steil nach oben zu Füßen einer ganz imposanten Kammlinie aus hellem Jura-Gestein. Die Kühe hatten hier bestimmt ein langes und ein kurzes Bein. 😉

Warnschild bei Abfahrt nach Baulmes
Warnschild bei Abfahrt nach Baulmes

Nun begann eine wilde Abfahrt nach Baulmes, die es in sich hatte.

Steile Abfahrt nach Baulmes
Steile Abfahrt nach Baulmes

Mehrfach mussten wir einen Stopp einlegen, damit unsere Radfelgen abkühlen konnten. Mir wurde allerdings durch den Fahrtwind recht frisch – deshalb das erste Mal mit Jacke auf der Tour.  Nur schade um die mühsam erkämpfte Höhe. Am Ende dieses Abschnittes hatten wir 600 Höhenmeter eingebüßt.

Hinter Baulmes ging es gemächlich ansteigend weiter, allerdings für etwa 7km auf einer unangenehmen Schotterstein-Piste durch den Wald. Die Räder wurden bei jeder Umdrehung durch die kleinen Steinchen abgebremst. Ich schob einen großen Teil des Anstiegs und war damit fast so schnell wie Eddy, der sich auf dem Rad durch diese Piste durchbiss. Irgendwann hatten wir endlich wieder Asphalt unter den Reifen. Trotzdem merkten wir langsam die Anstiege des Tages in unseren Knochen.

Die Suche nach einer geeigneten Zeltstelle zog sich bis Vallobe hin. Einsame Bauernhöfe  waren nun Mangelware. Die letzten 10 km vor der Stadt waren echt ätzend. Wir mussten auf eine stark befahrene Landstraße, die bald mehr Verkehr hatte als die parallel laufende Autobahn 9. Kein Randstreifen für Radfahrer – und das auf der nationalen Jura-Route7 !

Liliana aus Vallorbe
Liliana aus Vallorbe

Am Stadtrand von Vallorbe fassten wir uns ein Herz und klingelten an einem Einfamilienhaus mit größerer Wiese. Die Hausherrin Liliana hatte noch nie zuvor zwei Radler erlebt, die auf ihrer Wiese zelten wollten. Trotzdem meinte sie kurz entschlossen, dass es in Ordnung geht. So bauten wir unser Zelt auf und hatten uns gerade zum Abendbrot auf der Plane davor niedergelassen, da kam der Mann Luigi nach Hause.

Nun entwickelte sich der Abend wieder mit einer ganz eigenen Dynamik. Liliana kam zu uns in den Garten mit dem Vorschlag, ob wir nicht alle zusammen essen könnten. Sie würde für uns kochen. Und wenn wir eine Dusche nehmen wollten – keine Problem. Also packten wir unsere Vorräte wieder ein und nahmen wenig später frisch geduscht an dem gemütlichen großen Esstisch Platz.
Es gab Pasta, frischen Salat mit Schinken und Rotwein. Typisch italienisch. Das ist kein Wunder, denn Liliana und Luigi sind in Italien geboren. Da Luigi kein Deutsch oder Englisch konnte, dolmetschte Liliana zwischen uns und ihrem Mann immer vom Englischen ins Französische und zurück. So konnten wir uns doch ganz gut verständigen und über Familie, Job, Reisen unterhalten.

Bei Luigi auf Arbeit

Liliana wurde immer besorgter, dass es in der Nacht Regen gibt und wir draußen im Zelt nass würden. Sie legte uns liebevoll nahe, lieber in ihrem Haus zu schlafen. Ein ehemaliges Kinderzimmer war schließlich frei. Also nahmen wir das freundliche Angebot an. Während wir uns aufmachten, um das Zelt und unsere sieben Sachen ins Haus zu holen, bekamen die beiden unverhofft per Telefon die Information über den Tod einer nahestehenden Freundin. Also ließen Liliana und Luigi uns alleine in ihrem Haus und machten sich schnell auf den Weg zu der Verstorbenen. Schade, dass dieser interessante Abend ein so abruptes und trauriges Ende nahm.

6.Tag von Vallorbe nach Lamoura ( 50 km, 970 m Aufstieg)

Liliana servierte uns leckeren Morgenkaffee und Kekse, bevor sie uns wieder auf Reisen schickte. Ihre Bitte zum Abschied – eine Postkarte aus Berlin – haben wir später zuhause gerne erfüllt.

Aufstieg gleich hinter Vallorbe
Aufstieg gleich hinter Vallorbe

Gleich am Ortsausgang begann der erste Teil des steilen Aufstieges zum See Lac-de-Joux. Nach etwa 2 km ging der Asphalt in einen Schotterweg über. Es fuhr sich ganz beschissen.

Wir lieben jetzt schieben
Wir lieben jetzt schieben

Darum wählten wir bald die Kräfte-schonende Variante und schoben. Etwa 2,5 Stunden brauchten wir für die 10 km und 300 Höhenmeter zum See Lac-de-Joux, wo uns in Le Pont der erste Regenguss seit Reisebeginn überraschte.

Kirche über Le Pont
Kirche über Le Pont

Diesen konnten wir noch gut mit einem Picknick an einer Kirche überbrücken. Der zweite Guss erwischte uns dann keine 5 km weiter auf offener Landstraße. Wir wurden völlig vom Regen und Wind durchgepeitscht.

Brrr- einfach zu kalt zum Baden am Lac-de-Joux
Brrr- einfach zu kalt zum Baden am Lac-de-Joux

Die Strecke führte dann bald weg von der großen Landstraße und auf eine ruhige Nebenstraße direkt am Seeufer entlang. Zum Baden hatten wir plötzlich keine Lust mehr.

Neuer Schlachtplan nach Lyon
Neuer Schlachtplan nach Lyon

Die Wolken sahen in unsere Fahrtrichtung – Nyon – besonders dunkel und bedrohlich aus. Laut Wetter-Radar sollte sich das die nächsten 24 Stunden auch nicht ändern. Am Ende des Sees suchten wir in einem Bahnhofs-Wartehäuschen in Le Brassus Schutz vor den nächsten Tropfen und arbeiteten eine neuen „Schlachtplan“ aus.

Wir mussten doch gar nicht nach Nyon, dem Ende der Jura-Route 7. Eigentlich war das ein Umweg nach Lyon. Wenn wir direkt Lyon anpeilten, würden wir mindestens einen der verbrauchten Ruhetage wieder herausholen können.

Direkter Weg nach Frankreich
Direkter Weg nach Frankreich

Also beendeten wir die offizielle Jura-Route 7 in Le Brassus vor den letzten 250m Metern Anstieg und fanden unseren eigenen Weg auf der “Route de France” weiter durch das Jura-Gebirge.
Allerdings haben wir uns beim Streckenprofil total geirrt. Anstatt wie erwartet nur noch bergab und dann durch flaches Land bis nach Lyon zu radeln, erwarteten uns noch weitere 2.500m Aufstieg. Auch beim Regen und Gewitter sparten wir uns nichts – wir bekamen auf unserem neuen Weg ebenfalls mehrere Unwetter geboten.

Langlauf-Mekka des französischen Jura
Langlauf-Mekka des französischen Jura

Hinter der französischen Grenze waren wir in einem Abfahrts- und Langlauf-Skigebiet des Französischen Jura, im Mijaux/ La Faucille gelandet. An der Straße tauchten gelegentlich Lift-Anlagen auf, genauso größere und kleinere Hotels. Im Winter muss hier wohl viel Betrieb sein. Leider waren geeignete Bauernhöfe für eine Übernachtungsmöglichkeit rar. Es war längst nach 18 Uhr und wir radelten mit bleiernen Beinen weiter. Eine halbe Stunde später kamen wir kurz vor Lamoura an ein Gehöft, das ein gutes Fleckchen für unser Zelt bot.

Abendbrot bei Elodi und Christophe
Abendbrot bei Elodi und Christophe

Der junge Hausherr Christophe verstand Englisch und meinte sofort, es sei kein Problem mit dem Zelt. Er zeigte uns gleich verschiedene Stellen zum Aufbauen. Doch ehe es dazu überhaupt kam, fing es wieder an zu regnen und seine Frau Elodi bot uns besorgt ein Zimmer im Haus an.

Heute hatten Christophe und Elodi noch eine andere Reisende zu Gast. Das war die etwa 65 Jahre alte Rosmarie aus dem Norden der USA. Im Moment trampt sie gerade durch Frankreich und dabei hatte Christophe sie aufgelesen und mit nach Hause genommen. Nun gab es gleich 3 Gäste am Abendbrottisch, der mit selbst gebackenem Nussbrot, Rotwein, Salat aus dem Garten, Falafel und Nudelsalat reich gedeckt war.

Währenddessen schüttete es draußen wie aus Eimern. Wir waren so froh, ein Bett im Trockenen gefunden zu haben!

7.Tag von Lamoura aus dem Jura-Gebirge hinaus

Bunte Wiesen im französischen Jura
Bunte Wiesen im französischen Jura

Es ging auf ruhigen Landstraßen die Hügel rauf und runter. Die Steigungen ließen sich auf dem glatten Asphalt gut überwinden. Noch lange blieben wir in der Region über 1000m mit den schönen Naturblumenwiesen.

Reste von der Tour de France
Reste von der Tour de France

Hier waren vor kurzem die Fahrer der Tour de France durchgekommen (#TourdeFrance2017). Wir vermuten allerdings, dass die Tour genau in der entgegengesetzten Richtung verlief.

Später sind wir noch auf eine Mountainbike-Strecke geraten, auf der es reichlich rauf und runter ging. So waren auf dem Abstieg ins Flachland trotzdem wieder mehr als 500 Höhenmeter zusammen gekommen. Etwa 10 km vor Oyonnox ging es dann in wilder Fahrt bergab – herrlich! Wir hatten nun das Jura-Gebirge hinter uns gelassen.

Übrigens…

…unsere Schweizer Radler Rosmarie und Martin trafen wir leider nicht mehr. Wegen eines fehlenden Bindestrichs in der eMail-Adresse erreichte uns ihre Nachricht erst zwei Tage später, da hatten wir die offizielle Jura-Route 7 schon verlassen. 🙁 Wir hoffen, uns irgendwo anders auf der Welt wieder zu sehen… 🚴🚵

Detailierte Informationen, die gesamte Strecke mit GPS-Koordinaten und alle Berichte findet ihr auf SIX-Travel.com/travel/fahrradtour-strassburg-lyon

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