
Einige Leute erzählten, die Nordinsel von Neuseeland ist bei weitem nicht so schön und beeindruckend wie die südliche Insel. Deshalb hatten wir uns zuvor auf der Südinsel mächtig Zeit gelassen und nur noch 3 von insgesamt 12 VISA-freien Wochen für die Strecke zwischen Wellington und Auckland übrig. Keine faire Zeiteinteilung – das müssen wir im Nachhinein festhalten.

Mit unseren Fahrrädern haben wir auf der Nordinsel von Neuseeland märchenhafte Routen mit “Natur pur” entdeckt – und viel zu wenig Zeit gehabt, sie zu genießen.
Angekommen auf der Nordinsel von Neuseeland

Wir sind per Schiff auf der Nordinsel von Neuseeland angekommen. Für 108 NZL$ (knapp 65€) pro Person brachte uns die Reederei Blue Bridge in 3,5 Stunden von Picton auf der Südinsel nach Wellington. Die Fahrräder wurden gratis mitgenommen (#BlueBridgeFerry)

Mit unserer Ankunft zog leider ein dickes Unwetter über Wellington auf.
Sündhaft teurer Startpunkt

In Wellington haben wir das teuerste Quartier all unserer Reisen bezogen. Direkt am Tag unserer Überfahrt bekamen wir von unserem gebuchten Airbnb-Quartier eine Absage. Alle Anfragen bei Warmshowers-Gastgebern blieben bisher erfolglos. Einen Zeltplatz gibt es leider in Wellington nicht. Aufgrund der Schlechtwetter-Vorhersage wollten wir nicht so gerne unter der Brücke kampieren. Wenn schon – denn schon, sagten wir uns und buchten das sündhaft teure Apartment genau im Zentrum der Stadt. So konnten wir wenigstens alle Highlights der Hauptstadt zu Fuß an einem Tag erkunden.
Unsere Entdeckungen auf der Nordinsel von Neuseeland
Das ist der genaue Verlauf unserer 1.115 km langen Tour von Wellington nach Auckland durch die Nordinsel von Neuseeland. Die maximale Aufenthaltsgenehmigung lief unermüdlich ab, sodass wir uns keine seitlichen Abstecher mehr leisten konnten. Es wurde ein ziemlich direkter Weg nach Norden mit wundervollen Etappen.
Ein Wort zur Tour Aotearoa (TA)

Die Tour “Aotearoa” – oder kurz “TA” ist eines der längsten Bikepacking-Events für Nicht-Profis der Welt (#Tour Aotearoa). Sie führt über 3.000km von der nördlichsten Spitze der Nordinsel zum Südzipfel der Südinsel von Neuseeland. Einige der offiziellen Fernradwege liegen auf dieser großen Route. Seit einigen Jahren treffen sich unzählige Freizeit-Radsportler im Februar/März, um diese anspruchsvolle TA-Route in maximal 30 Tagen zu absolvieren. Es ist ein großes Event, jedoch kein Radrennen! Die TA-Teilnehmer, die wir unterwegs trafen, hatten Zeit für ein Schwätzchen und Erfahrungsaustausch mit uns am Wegesrand.
Die Tour Aotearoa kennt einen Schleichweg

Dank der TA-Route wurden wir auf einem sicheren Weg ohne Highways aus Wellington heraus geführt. Es ging einige Kilometer an einer Eisenbahn-Linie entlang Richtung Hutt Valley. Das war nicht gerade landschaftlich schön, jedoch getrennt vom Verkehr der daneben führenden großen Highways.
Die guten Tipps der Tour Aotearoa

Die Tour Aotearoa haben wir in großen Teilen für unseren Weg durch die Nordinsel bis nach Auckland genutzt. Die Streckendaten kann man sich kostenlos herunterladen (#TA-Streckendaten). Sie führt über einige der offiziellen Fernradwege von Neuseeland.

Der Clou der Tour Aotearoa Route sind die ausgetüftelten Verbindungsstrecken zwischen den Fernradwegen, über ruhige Hinterland-Straßen oder Feldwege.

Durch Zufall haben wir uns an einigen der Foto-Checkpoints verewigt, die für das gerade laufende TA-Event aufgebaut waren. Die offiziellen Teilnehmer müssen sich an 30 dieser Stationen zum Nachweis fotografieren – und haben am Ende gleich eine schöne Erinnerung.
In unsere Schranken gewiesen

Manche Abschnitte der TA-Route mussten wir auslassen, da unsere Tourenräder viel zu beladen waren. In der offiziellen Wegbeschreibung fanden wir entsprechende Hinweise. Die Teilnehmer der Tour Aotearoa sind nicht ohne Grund alle im “Bikepacking”-Stil geländegängig und sehr minimalistisch ausgerüstet (#Bikepacking). Dadurch ist es ihnen möglich, das Fahrrad nebst Gepäck auch durch unwegsames Gelände zu tragen.

Für uns wurden solche Passagen eine zeit- und kraftraubende Angelegenheit.
Für die Überquerung dieser kleinen Hängebrücke zwischen Pureora und Mangakino haben wir zum Beispiel 1,5 Stunden gebraucht, um alle Einzelteile durch dieses enge und wackelige “Einkaufsnetz” zu zerren.
Ein Hoch auf die Fernradwege der Nordinsel
Die offiziellen Fernradwege von Neuseeland sind auch auf der Nordinsel ein absolutes Highlight. Jeder Trail hatte etwas ganz Besonderes. Wir haben auf unserer Route von Wellington nach Auckland die folgenden Radwege genutzt.
Hutt River Trail (30 km von Petone nach Maoribank)
Dieser gut ausgebaute Fahrradweg liegt direkt vor der Haustür von Wellington. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn man ihn gelegentlich mit Kinderwagen und Joggern teilt. Die weiten Ausblicke machen neugierig auf das Hinterland. Eine kleine Herausforderung sind die engen Barrieren zwischen den Streckenabschnitten. Mit einer speziellen Kipp-Technik schafft man es mit dem Fahrrad hindurch. Wie man das allerdings mit einem Kinderwagen bewerkstelligen soll, keine Ahnung…
- Glatter Belag wie ein Kinder-Popo
- Hutt River Trail Barrieren
- Schiebe-Technik durch die Barrieren
Rimutaka Cycle Trail (25 km von Maymorn nach Cross Creek)
Die Geschichte der Besiedelung von Neuseeland wird auf dieser ehemaligen Eisenbahn-Strecke besonders lebendig. Die “Rimutaka Incline”-Strecke war Teil eines Eisenbahn-Netzwerkes, das entlegene Gegenden des Hinterlandes mit den Häfen verband. Ein von 6 Dampfloks angetriebener Zug schaffte die großen Steigungen durch die Berge. Die Trasse durch die Rimutaka Range war vor 100 Jahren eine Ingenieur-technische Meisterleistung. 77 Jahre war Eisenbahnstrecke hier in Betrieb, bis 1955 ein Auto-Tunnel durch die Berge sie zum “alten Eisen” machte. Entstanden daraus ist eine wunderbare einsame Fahrradstrecke mit Tunneln durch die Bergwelt der Rimutaka Range (#RemutakaCycleTrail).
- Ein Platz zum Ausruhen
- Sanfte Anstiege auf der Eisenbahn-Trasse
- Gipfel-Station, einst 4-gleisiger Bahnhof
- Rimutaka Range hinter der Gipfel-Station
- Erinnerung an das Bahnunglück 1880
- Zug auf der Rimutaka-Strecke mit 6 Loks
Mountains To Sea ( 85 km von Whanganui bis Pipiripi)
Der Fernradweg “Moutains To Sea” auf der Nordinsel ist mit seiner Vielseitigkeit das passende Gegenstück zum “Alps2Ocean” auf der Südinsel (#Alps2OceanCycleTrail). Wir haben allerdings nur den ersten Abschnitt entlang des Whanganui River bis Pipiripi befahren, wo man auf seltsame Orte wie “London” und “Jerusalem” stößt. In Pipiripi muss man 32 km mit dem Boot fahren, um den Trail von der “Bridge to Nowhere” in wirklich unwegsames Niemandsland zu erreichen. Hier mussten wir passen. Dieser Teil ist für Touring-Räder und viel Gepäck nicht empfohlen. Wir haben gehört, dass einige Teilnehmer der aktuellen Tour Aotearoa auf diesem Streckenabschnitt mit Hubschraubern gerettet werden mussten. Lang andauernde Regenfälle hatten diese Gegend völlig unpassierbar gemacht (#MountainsToSeaCycleTrail).
- Mountains To Sea – Wegweiser zum Whanganui River
- Blick in das Tal des Whanganui River
- Jerusalem auf der Whanganui River Road
- Tierischer Gegenverkehr
- Kostenloser Zeltplatz direkt am Wegrand
- London an der Whanganui River Road
Timber Trail (85 km)
Der “Timber Trail” ist unser ganz großer Favorit der Neuseeländischen Fernradwege geworden. Und das, obwohl wir uns auf den 85 km durch die Berge mächtig geschunden haben. Als wir beim südlichen Einstieg in Onagarue starteten, kamen uns völlig verschlammte Radfahrer entgegen. Nach 2 Tagen sahen wir am nördlichen Ende genauso dreckig aus. Das gehört einfach dazu, wenn man sich in solch einer ungezähmten Natur herumtreibt. Witzig war, dass wir von anderen Radfahrern ständig darauf hingewiesen wurden, in der falschen Richtung unterwegs zu sein. Unsere Route von Süd nach Nord war nach eigener Wahrnehmung mit Abstand anstrengender und deshalb wohl nicht die empfohlene Standard-Variante. Wir haben es trotzdem geschafft (#TimberTrail)
- Im südlichen Abschnitt
- Am Kilometer 66
- Timber Trail – Maramataha Hängebrücke
- Steile Schiebe-Passagen
- Ungezähmte Natur
- Im alpinen Abschnitt
Timber Trail – frisch verfilmt
Und weil es für uns so einmalig war, haben wir die Tour in einem Film festgehalten. So könnt ihr die Strecke mit verfolgen, auch ohne Schlamm und Schweißperlen 🙂
https://youtu.be/q8CxFkleVvk&w=560&h=315&rel=0
Hauraki Rail Trail (110 km von Te Aroa bis Kaiaua)
Der Hauraki Rail Trail ist einer der einfachsten Fernradwege von Neuseeland und damit für jedermann geeignet (#HaurakiRailTrail). Er liegt nördlich von Te Aroa bis zur Bucht “Firth of Thames”, wo die Halbinsel Cormandel beginnt. Hier ist das Land flach, führen die gut ausgebauten Wege durch Weideland und Feuchtgebiete. Es ist eine entspannte Route bevor man in den Einflussbereich von Auckland gerät.
- Ganz für uns alleine
- Ehemalige Bahnstation
- Auf Schotter geht es flotter
- Frühstücken auf dem Radweg
- Achtung Jagdsaison!
- Blick auf die Halbinsel Coromandel
Ein bisschen Luxus darf sein

Hier und da brauchten wir unsere Verschnaufpause. Nicht immer ist dann eine geeignete Sitzgelegenheit an Ort und Stelle, um die müden Radler-Beine mal auszustrecken.

Mit dem voran schreitenden Herbst wurde es mittlerweile recht feucht im Gras. Da kam uns der Schlussverkauf in einem Outdoor-Laden gerade richtig und wir erstanden diese kleinen Klappstühle, die weniger als 900g wiegen. Seitdem fragen wir uns, wie wir die 10 Wochen davor ohne sie auskommen konnten.
Die Frage aller Fragen: Süd- oder doch Nordinsel von Neuseeland ?

Welche der beiden Inseln von Neuseeland ist nun wirklich schöner? Das ist mächtig schwer zu sagen. Die Nordinsel hat einen ganz anderen, lieblicheren Charakter als ihre “Schwester” im Süden.
Die Südinsel imponiert durch ihre gewaltige Alpenkette, die Nordinsel durch ihre saftig grünen Hügel-Landschaften.
Auf der Nordinsel leben zwar 3 Viertel aller Einwohner von Neuseeland, allerdings sind hier bedeutend weniger Touristen unterwegs. Oder verteilen sie sich besser über die Insel?

Als Radfahrer findet man auf der Nordinsel deutlich mehr alternative, ruhige Hinterlandstraßen. Auf der Südinsel mussten wir häufig die viel befahrenen Highways nutzen, da sie die einzigen Verbindungsstraßen weit und breit waren.

Glasklares Wasser, einsame Gegenden, kostenlose saubere Toiletten und viele, viele Schafe gibt es auf beiden Inseln.
Eine Entscheidungshilfe – Die Nordinsel im Film
Am besten, jeder Neuseeland-Interessierte entscheide die Frage über die Süd- oder Nordinsel von Neuseeland für sich selbst. Dafür haben wir einen Radreise-Film über die Nordinsel als kleine Entscheidungshilfe gemacht. Hier seht ihr einige der oben beschriebene Dinge noch genauer. Viel Spaß dabei!
https://youtu.be/TaiECglOmtQ&w=560&h=315&rel=0
Zur Erinnerung: die Argumente für die Südinsel findet ihr in unserem vorigen Blog: Die Südinsel von Neuseeland mit dem Bike erkundet
2 Gedanken zu “Hinter den 7 Bergen – Die Nordinsel von Neuseeland”
Well done you guys – loved your story and video. Agree with you, I also think The Timber Trail is amazing, and you guys did it the hard way – up hill.
We (Sari & Heather) meet you not far from Mavoroa Lakes, remember? Guess you are now back home, howz that going? Hoping to visit in 2020. All the best
Heather
Hello Heather,
Of course we remember you and Sari at that wonderful place. We always kept you in mind to meet you in Hamilton but unfortunately the time was running too fast and we had to go straight towards Auckland.
After Australia (our blog is coming soon 🙂 ) we flew home end of May to catch the wonderful summer here in Germany. We had literally just 4-5 days of rain here over the recent 5 month and it is still nice and sunny.
End of this month we’re going to start our next adventure in India for 5 month.
It would be lovely if you can visit us in 2020 You’re very welcome at any time!
Best regards
Ute & Eddy