Kurz vor der Grenze vom Bundesstaat Maharashtra nach Gujarat hat es uns auf eine zauberhafte Dschungelfarm verschlagen.
“The Jungle Farm” – ein Paradies aus Natur und Ruhe
Mitten im ruhigen Küstenhinterland hat Suryahas ein Paradies aus intakter Natur und Ruhe geschaffen. “The Jungle Farm“.

Suryahas, ein Radfahrer um die 50, ist mit Leib und Seele Farmer und Naturschützer. Zur Jahrtausend-Wende kam ihm die Idee, diese beiden Leidenschaften auf einer Farm in seinem Heimatort Aswali umzusetzen.


Und daraus ist dann ein Zufluchtsort geworden, an dem sich auch Großstadt-gestresste Inder wieder gerne entschleunigen. Der Empfang konnte nicht herzlicher sein und unsere Unterkunft war genau nach unserem Geschmack – ein Stelzenhaus mit Terrasse in den Wipfeln von tropischen Bäumen. Ganz schlicht, urgemütlich.



Schon am ersten Abend saßen wir lange mit Suryahas zusammen und erfuhren von seinen Umweltaktionen, wie das Müllsammeln in den Mangroven oder dem Zurückbringen von verirrten Schlangen aus den umliegenden Dörfern in unbewohnte Gebiete. Solch ein Engagement war uns auch schon in anderen Ländern begegnet, wie z.B. in Indonesien auf der Insel Flores. (=> Protect Flores Islands)
Biologie-Stunde zum Anfassen
Natürlich zeigte uns Suryahas seine Farm, in der alles so wachsen kann, wie es der Natur beliebt. Okay, die großen Mangobäume auf dem Gelände hat er vor ca. 25 Jahren gepflanzt und setzt auch heute noch hier und da ein paar kleine Stecklinge in die Erde. Aber sonst tut die Natur allein ihr Wunderwerk. Die Blätter bleiben liegen. Einmal im Jahr schickt er eine Herde Kühe durch, die fressen dann das hochstehende Gras. Auf der Farm bleiben dann die Kackhaufen als wertvoller Dünger zurück. Und die herrenlosen Hühnerchen picken unentwegt das ganze Ungeziefer vom Boden. Surayahas nennt sie liebevoll “Pest control”. Das einzige was er macht, sind Plasteflaschen mit Basilikum-Wasser an die Bäume zu baumeln. Das lockt die Fruchtfliegen-Männchen an, die darinnen dann ersaufen. Kein Dünger, kein gar nix, das ist Suryahas Motto.


Wir lernten einen Busch kennen, der nur alle 8 Jahre blüht – “Karvi flower”. 2024 war gerade solch ein Jahr. Dann zeigte uns Suryahas den “Peepal-Tree”. Das soll eine Baumart sein, wo Buddha gerne meditierte. Wir erinnerten uns, am Fuße dieser Bäume zwischen den Wurzeln oft religiöse Schreine gesehen zu haben.


Nun kennen wir auch Guave-Bäume und durften dessen Früchte ernten. Feste Schale, die einen stumpfen Geschmack hinterlässt. Das Innere ist erfrischend sauer.


Von den anderen Früchten, wie Mango, Litschi, Doku, Jackfruit, … ist im Moment hier noch nichts reif. Dafür haben wir reichlich Blätter von irgendwelchen Bäumen und Sträuchern verkostet oder beschnuppert. So wissen wir nun, wie ein Zimt-Baum bzw. -strauch aussieht. Alles war sehr lehrreich für uns. Nur die vielen verschiedenen Bezeichnungen konnten wir uns bei bestem Willen nicht merken. (Den schriftlichen Test hätten wir wohl nicht bestanden.)
Essen hält Leib und Seele zusammen
Weil sich auf unserer Tour herausstellte, dass wir die indischen “Drumsticks” nicht kennen, landeten sie fix auf der Speisekarte für den Abend.


Jeden Tag lernten wir neue Gerichte und Gewürze kennen. Mit den großen grünen Blättern als Teller schmeckte es gleich nochmal so gut.



Übung macht den Meister
Übrigens gibt es auf der Dschungelfarm auch reichlich Geschicklichkeitstraining für große und kleine Besucher: einen Klettergarten sowie zahlreiche Schieß-und Zielvarianten mit Pfeil und Bogen, Steinschleudern, Beil, Messer, Sägeblättern. Eddy testete natürlich alles aus. Ich hab bloß mal die große Steinschleuder probiert. Es ist eben ein Männerding.


Der Wanderschuh ruft
Die Farm liegt mitten in bewaldetem Hügelland. Da kriegt man natürlich auch Lust, die Gegend zu erkunden. Auf dem Weg ins benachbarte Dorf trafen wir mehrere Frauen mit dicken Holzpaketen auf dem Kopf. Feuerholz zu sammeln ist hier in den traditionellen Dörfern offensichtlich Frauensache.



Wie wir überhaupt zu Suryahas Farm gefunden haben, das kam so…
“Boisar Flyers” – Die Vorgeschichte
Auf dem Weg von Mumbay Richtung Norden kamen wir durch die belebte Stadt Boisar. Die große Hauptsstraße 4 führte vorbei an vielen Marktständen, unter anderem mit leckerem Obst. Da konnte man nicht anders als Appetit darauf zu bekommen. Wir waren schon fast wieder am Stadtrand, ehe wir bei einem geeigneten Stand auf unserer Straßenseite anhielten. Papaya für 60 Rupien und Bananen für 50 Rupien das Kilo – das passt. Als wir jedoch bezahlen wollten, kam eine Stimme aus dem Hintergrund: “We pay for you. Take what you want!”. Es war Priyesh, der Besitzer eines Fahrradladens – keine 50 Meter entfernt. Er hatte uns beim Vorbeiradeln gesehen und war uns nachgelaufen. Unsere Lust auf Obst brachte also den glücklichen Umstand, dass Priyesh uns noch “zu fassen” bekam. Natürlich sind wir auch der Einladung gefolgt, seinen Fahrradshop zu besuchen. Dort wurden wir all seinen Mitarbeitern vorgestellt, die ihrerseits sehr interessiert unsere Fahrräder untersuchten. Einige dachten, wir hätten ein technisches Problem. Und nun wurden wir ausgefragt über das “Woher”, “Wohin”, “Wie lange”, “mit Wem” …



Unser Fahrradladenbesitzer hat hier einen Fahrradclub gegründet – die “Boisar Flyers”. Der älteste und fast aktivste, war auch gerade zugegen. Ramdas, der Mann mit stattlichem Schnauzbart radelt jeden Sonntag 100 km. Das nenn man hier “Century Ride”.
Eddy durfte Ramdas dafür eine Medaille des Fahrradclubs feierlich überreichen. Ein weiteres Clubmitglied wurde telefonisch von unserer Ankunft informiert und kurz darauf tauchte auch sie auf. Sarita, eine der wenigen Frauen bei den “Boisar Flyers”. Auch sie radelt regelmäßig ihre 100 km am Stück. Da können wir nicht mithalten. Allerdings werden hier meist Tagestouren mit Mountainbikes durch die umliegenden Berge organisiert. Langstrecken-Reisen mit Trekkingr-Rädern ist hier kaum bekannt.


Wie in Indien üblich, wurden viele Fotos gemacht, geschnattert und gelacht. Ach, das hat uns so an die tolle Zeit auf Sumbawa erinnert, wo wir für einige Tage von dem dortigen Fahrradclub “adoptiert ” wurden. (=> Sumbawa. Die Insel überrascht und bebt.) Jedenfalls wollten uns die “Boisar Flyers” gar nicht wieder loslassen.
=> Akki hat gleich mal Eddy’s Fahrrad ausprobiert 🙂
Boisar Flyers in Aktion
Am nächsten Morgen trafen wir uns erneut mit einigen “Boisar Flyers” und radelten unter anderem gemeinsam zum Strand.


Inzwischen werden wir auch schon zur Motivation für die Winter Challange genutzt 🙂

Und danach haben sie uns kurzerhand bei einem ihrer Mitglieder einquartiert, der eine Dschungelfarm besitzt. So landeten wir also auf Suryahas “The Jungle Farm”, etwa 50 km entfernt von Boisar.
Ach… auf dem Weg zur Dschungelfarm hätte Eddy beinahe eine etwa 2 Meter lange braune Schlange überfahren. Zum Glück funktionierten die Bremsen…
2 Antworten zu „Suryahas “Jungle Farm” und “Boisar Flyers”“
Was für ein interessanter Bericht, den ich mit Freude gelesen habe . Vielen Dank. Weiterhin gute Fahrt und viele schöne Begebenheiten ❤️
Dankeschön Gertrud 🙂
Oder in Guterati: Tamaaro aabhar
Liebe Grüße
Ute und Eddy
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