Hash Run Kuala Lumpur – auf zur Schnitzeljagd
Wir haben einen neuen Volkssport kennengelernt: Hash Run Kuala Lumpur oder die Schnitzeljagd für Erwachsene. Und das dazu in der Stadt, wo diese Sportart erfunden wurde.
Unsere malaysische Freundin Koh hatte uns dazu eingeladen und dabei schon erwartungsfroh gekichert. Wir verstanden nur “Dschungel”. Absolut richtig! Der Hash Run ist eine Art Schnitzeljagd durch den Dschungel. Zumindest hier in Kuala Lumpur (#KualaLumpur). Diese Verfolgungsjagd wurde von englischen Kolonialoffizieren in Malaysia erfunden, kurz vor dem zweiten Weltkrieg.
Die Vorbereitung
Wir fuhren zu einem bergigen Regenwaldgebiet am südlichen Stadtrand von Kuala Lumpur. Auf einem Parkplatz zwischen Wohngebiet und Dschungelrand war die Autofahrt zu Ende. Koh begrüßte zahlreiche, völlig durchgeschwitzte und Lehm-verschmierte Leute. Das waren Mitglieder ihres Hash-Clubs “G7H”. Sie hatten den heutigen Parcours schon für jeden gut sichtbar absolviert.
Nun waren wir dran und wurden kurz in das Geschehen eingewiesen. Wir sollten hier eine bestimmte Strecke von ca. 7 km durch den Dschungel ablaufen – und nach Möglichkeit auch zurückfinden. Das verantwortliche Club-Mitglied des Tages hatte eine Strecke zuvor mit vielen kleinen Papier-Schnipseln markiert. Das ist der “Hase” oder auf Englisch “hare”. Alle anderen Clubmitglieder sind dann die “Meute” oder “hounds”.
In dem Club von Koh startet die Meute ungezwungen in kleineren Gruppen, weil nicht alle zur gleichen Zeit nach der Arbeit den Treffpunkt erreichen. Wir gehörten zu den letzten des heutigen Tages und starteten als Fünfer-Gruppe um 17 Uhr.
Die Jagd
Es ging ganz schön schnell zur Sache. Auf Wegen? Von wegen! Mitten durch den dichten Dschungel, über umgefallene Baumstämme, durch Flüsse, unter Lianen, steile Hänge hoch und wieder runter.
Der heftige Regen am frühen Nachmittag hatte die lehmige Erde in Schmierseife verwandelt. Da waren wir dankbar über die vielen Büsche und Bäume zum Festhalten.
Aber aufgepasst – unter diesen gibt es auch wieder eine Reihe von giftigen und dornigen Exemplaren. Diese sollten lieber nicht angefasst werden.
Der Schweiß floss uns aus allen Poren.
Pause wurde nur mal kurz für ein Gruppenfoto gemacht.
Dann mussten wir uns schon wieder durch dichtes Strauchwerk nach unten zu einem kleinen Fluss durchschlagen.
Um uns herum hörten wir die tausend Stimmen des Dschungels von wer-weiß-was für Tieren. Zum Glück gibt es innerhalb des Dschungels keine Mücken.
Die Nacht bricht ein
Das dichte Blattwerk ließ den nahenden Abend schon viel dunkler erscheinen. Hash Runner sind darauf vorbereitet und haben immer eine Taschenlampe dabei. Wir hatten nur unser kleines Überlebenspack mit einer kleinen MacLite mitgenommen. Unsere Stirnlampe lag wohl verwahrt zuhause in den Fahrradtaschen. Bei unserem ersten Hash Run brauchten wir sie noch nicht. Wir erreichten nach 2 Stunden wieder den Parkplatz – gerade noch rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang . Bei unserem zweiten Lauf, eine Woche später, mussten wir leider zum Schluss in der Dunkelheit durch das bergige Gelände.
Die weißen Papierschnipsel mit den roten G7-Zeichen waren dann kaum noch von den Blättern am Boden zu unterscheiden. Es kam noch erschwerend hinzu, dass hier mehrere Hash Clubs ihre Route markiert hatten. Alle mit roter Beschriftung. Da mussten wir also ganz genau hinschauen, um nicht von unserer Tour abzukommen und eventuell auf den Anfang einer anderen zu geraten. Es ist ganz und gar kein Witz, dass man beim Hash Run im Dschungel verloren gehen kann.
An diesem Abend kontrollierte jemand zum Schluss mit Hupe und Taschenlampe die Strecke und sammelte die restliche Meute ein. Ob das immer der Fall ist, wissen wir allerdings nicht.
Das Beste kommt zum Schluss
Nach so einem zweistündigen Gewaltmarsch ist es wie der Himmel auf Erden, wenn man am Ende einfach ein gekühltes Bierchen in die Hand bekommt.
Das gesellige Beisammensein nach dem Lauf gehört genauso dazu wie ein leckeres warmes Essen für alle. Dafür ist auch immer ein Mitglied verantwortlich.
Traditionen spielen bei den Hash Clubs eine große Rolle. Der Vorsitzende beginnt mit einer kurzen, kernigen Rede an die “Members”. Die Mitglieder setzen mit einem lauten Dankeslied an den heutigen Organisator und Koch fort. Danach werden die Gäste und Neulinge gebeten, sich kurz vorzustellen. Das war dann unser großer Auftritt. Der Rest des Abends ist dann dem organisatorischen Dingen, Scherzen und Biertrinken gewidmet. Dabei sitzt man ungezwungen am Parkplatzrand, meist auf Kinderhockern, Plasteeimern oder ähnlichem. Es spielt keine Rolle, ob du ein großer Boss einer Firma bist oder ein “kleines Licht”. Hier sind alle gleich. Es ist genauso urig wie bei unseren Kletterfreunden aus Sachsen.
Der G7H macht außer den regelmäßigen Freitag-Läufen auch viele gemeinnützige Aktionen. Sie haben u.a. in der Vergangenheit Blut gespendet oder Opfer von Naturkatastrophen persönlich unterstützt. Soziales Engagement ist hier in Asien die dritte Säule eines Hash-Clubs, neben dem Sport und dem geselligen Trinken.
Tourenpläne
Kuala Lumpur bietet zahlreiche Dschungelgebiete am Stadtrand für einen Hash Run. Diese hier waren unsere beiden bisherigen Touren:
Übrigens …
hatten sich die Gründer des ersten Hash Clubs diese 4 Leitlinien in ihr Statut geschrieben:
Ein Hash Run dient dazu
- die körperliche Fitness ihrer Mitglieder zu fördern
- den “Kater” vom vergangenen Wochenende zu besiegen
- beim Laufen wieder einen ordentlichen Durst zu generieren und den anschließend mit Bier zu stillen
- die älteren Mitglieder davon zu überzeugen, dass sie noch nicht so alt sind wie sie sich fühlen.
Genau so haben wir es erlebt!
Das und noch mehr interessante Dinge könnt ihr z.B. bei Wikipedia nachlesen. (#HashRun)
[prisna-wp-translate-dont-translate]#KualaLumpur #Hashing #G7H #HashRun [/prisna-wp-translate-dont-translate]
12 Gedanken zu “Hash Run Kuala Lumpur”
Hello, Utchen und Eddy,
zuerst ein Dankeschön dafür, dass Ihr uns auf Eure Entdeckungsreise an die Westküste Malaysias mitgenommen habt.
Wir haben viel kennen gelernt, obwohl wir an der Verkostung vieler Menüs nicht teilhaben durften. Aber, das ist nur gerecht, weil die Schweiß treibende Fahrrad- Tour allein Euch überlassen blieb.
Super – Euer Video!!
Die Leitlinien des hash-run machen wir uns zu eigen; allerdings nicht auf so strapaziösen Wegen wie Ihr es uns vorgeführt habt,
große Anerkennung!
Momentan gehen wir davon aus, dass mit dem Flug alles gut geklappt hat und Ihr gerade im neuen schönen “Zuhause” relaxen könnt.
LG Mama Annette Karl-Heinz
Wir sind stolz auf euch, dass ihr euch die Hash Run Regeln zu eigen machen wollt. Egal, ob durch den asiatischen Dschungel oder mit dem Fahrrad durch Heinersdorf, das Motto und das Ergebnis bleiben gleich!
Mit dem Flug hat alles geklappt und wir haben einen schönen Bungalow an der Südküste von Lombok gefunden. Jetzt beginnt schon das Rechnen, wann wir wo sein müssen, um in 60 Tagen Ost-Timor zu erreichen…
Liebe Grüße aus Kuta Lombok 🙂
Hallo Ihr Zwei, Eure Seite ist echt sympatisch. Auch toll, Euer Video, in dem Ihr Euch vorstellt! Haben Euch abonniert und ein Treffen in SO-Asien wäre dufte Machts jut und genießt diese Zeit!!!! Die Emmenreiter, Suse und Micha
Hallo Suse und Micha,
Schön, dass euch unsere Seite gefällt und ihr sie verfolgt 🙂
Wir sind auf dem Sprung nach Indonesien, heute fliegen wir los. Mal sehen wie hoch die Berge sind, die auf unsere Radlerwaden warten…
Viele Grüße
Ute und Eddy
Kommt auf die Löffel liste 😉
Bei mir auch, lieber Benno!
🙂
Guter Vorsatz! 🙂
Das ist ja ein toller Club. Die 4 Leitlinien gefallen mir gut. Liebe Grüße und schlagt Euch weiterhin gut durch…..
Gertrud
Ja, dem Verein würden wir auch beitreten. Er spricht uns aus der Seele. 🙂
Hallo Ihr 2,
also habt ihr euer EURO2016 Quartier doch noch nicht verlassen? Wir hatten überlegt ob ihr “nur kurze Ausflüge” gemacht habt oder doch wegen der schwierigen Fahrradbedingungen Kuala Lumpur verlassen habt…
LG
Bianca
Ja, wir stecken noch im Kuala Lumpur. Was sich zu Beginn wie ein Horror-Szenario anfühlte, ist nun nicht mehr so schlimm. Wir kennen nun einen Schleichweg zu einem Supermarkt und müssen also nicht verhungern. Ansonsten nutzen wir die Mitfahrzentrale. Die 33 Tage vergehen nun wie im Flug. Und zur besten Fernsehzeit um 3 Uhr morgens verfolgen wir eifrig die EM.
Nur unsere Radlerwaden ziehen etwas den Kürzeren. Am 12. Juli sind wir dann wieder “back on track”. Einmal müssen wir die Autobahnen von KL nochmal unsicher machen, um zum Flughafen zu kommen. Und dann hat die Faulenzerei ein Ende…